Die Millennium Wölfe - Buchumschlag

Die Millennium Wölfe

Sapir Englard

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Chapter
15
Age Rating
18+

Summary

Sienna ist eine 19-jährige Werwölfin mit einem Geheimnis: Sie ist noch Jungfrau. Die einzige Jungfrau im Rudel. Und sie ist fest entschlossen, auch die diesjährige Hitze zu überstehen, ohne ihren animalischen Trieben zu erliegen – aber als sie Aidan, den Alpha, trifft, muss sie um ihre Selbstbeherrschung kämpfen.

Altersfreigabe: 18+

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212 Chapters

Der Alpha am Fluss

SIENNA

Ich sah nur Sex.

Egal, wo ich mich hindrehte. Zitternde Körper. Arme und Beine räkelten sich. Münder stöhnten. Überall.

Ich lief durch den Wald, rannte, außer Atem, wollte nur den Gespenstern entkommen, die mich verfolgten. Es war, als würden sie mich rufen, mich beschwören. Komm her zu uns, riefen sie…

Je tiefer ich in den Wald lief, desto dunkler und lebendiger wurde er.

Einige Bäume bewegten sich wie Liebende. Andere, mit verknöcherten Wurzeln und dürren Ästen, sahen aus wie Raubtiere. Die mir immer näher kamen. Mich verfolgten.

Etwas da draußen, im Dunkel, wollte mich. Etwas Nichtmenschliches.

Und jetzt stöhnten die Münder nicht mehr. Sie schrien.

Die bizarren Orgien um mich herum wurden brutal. Blutig. Lebensgefährlich.

Gleich würde die Dunkelheit mich verschlucken.

Der Sex mich strangulieren.

Ich fühlte, wie eine Wurzel sich um meine Fessel schlang. Ich stolperte und fiel in ein gähnendes Loch mitten im Wald. Aber das war kein Loch.

Es war ein Mund. Mit spitzen Zähnen und einer schwarzen Zunge. Der sich die Lippen leckte und mich jeden Moment mit Haut und Haar verschlingen würde.

Ich wollte schreien. Aber meine Stimme versagte.

Ich fiel.

Weiter.

Tiefer.

Bis ich mit dem heißen, sexuellen Wahnsinn eins war... ihm ganz erlag.

Ich kniff die Augen zusammen. Was zum Teufel hatte ich da gerade gezeichnet?

Ich saß am Fluss, meinen Skizzenblock in der Hand, und starrte auf meine Zeichnung. Sie kam mir vollkommen fremd vor.

Ich hatte eine total verstörende... sexuelle Fantasie gezeichnet.

Das konnte nur eines bedeuten: die Hitze kam.

Aber bevor ich der Hitze oder meiner Zeichnung weitere Aufmerksamkeit schenken konnte, wurde ich von Gekicher abgelenkt. Es kam von einer Gruppe Mädchen. Sie standen um ihn herum.

Aiden Norwood.

Ihn hatte ich noch nie hier gesehen. Hier am Flussufer, wo ich hinging, wenn ich meinen Kopf frei bekommen wollte. Nicht viele von uns kamen hierher. Warum? Keine Ahnung.

Vielleicht wegen der Ruhe hier, während man von uns immer erwartet, dass wir wild sind. Vielleicht aber auch wegen dem Wasser, was nicht zu dem Feuer passt, das in jedem von uns brennt.

Oder vielleicht habe ich auch immer nur gedacht, dass dieser Ort hier nur mir gehört. Ein geheimer Ort, wo ich nicht Teil des Rudels bin. Wo ich nur ich bin.

Sienna Mercer, 19 Jahre und selbsterklärte Künstlerin mit roten Haaren. Eine scheinbar ganz normale junge Frau.

Der Alpha schlenderte zum Wasser. Die kichernde Mädchenschar hinterher. Er beachtete sie nicht. Er sah aus, als wollte er allein sein. Das machte mich neugierig. Ich wollte ihn zeichnen.

Klar, ich wusste, dass es ein Risiko wäre, den Alpha zu zeichnen. Aber ich konnte einfach nicht widerstehen.

Schnell skizzierte ich seine Umrisse. Er stand da wie ein Baum, mit seinen 1,95 Meter und mit dem lässig ungekämmten, tiefschwarzen Haar und den goldgrünen Augen. Bei jeder Bewegung schien ihre Farbe zu wechseln.

Aiden war der Inbegriff eines Leckerbissens.

Ich hatte gerade angefangen, seine Augen zu zeichnen, als er sich umdrehte. Er hatte etwas gewittert.

Ich stoppte, mitten im Strich, wie versteinert. Wenn er mich jetzt sehen würde, wenn er entdecken würde, was ich da gerade zeichnete…

Aber zu meiner Erleichterung drehte er sich zurück zum Wasser, sein Blick verloren in irgendeiner dunklen Träumerei. Auch unter Menschen wirkte der Alpha einsam. Und genau so zeichnete ich ihn, einsam.

Ich hatte ihn schon oft aus der Entfernung gesehen. Aber noch nie war ich ihm so nah gewesen. Ich konnte seine Muskeln sehen, die sich unter dem Hemd abzeichneten. Sein leicht gekrümmtes Rückgrat, das immer bereit war für die Verwandlung. Ich stellte mir vor, wie er blitzschnell mutierte. Er stand gebeugt, die Augen unruhig und auf der Suche, wie ein wildes Tier, so als wäre es fast schon soweit.

Er war ein Mann. Aber vor allem ein Werwolf.

Sein atemberaubendes Aussehen erinnerte mich daran, dass die Hitze immer näher kam. Es war die Jahreszeit, in der jeder Werwolf, 16 und älter, verrückt wird vor Lust, die Jahreszeit, wo jeder – und ich meine wirklich jeder – fickt wie verrückt.

Ein- oder zweimal im Jahr wurde jeder von uns, das gesamte Rudel, von diesem unglaublichen Hunger befallen, von diesem körperlichen Bedürfnis.

Die, die keinen festen Partner hatten, fanden einen, mit dem sie die Zeit verbringen konnten, und nach Herzenslust vögeln. Mit anderen Worten, im Rudel gab es niemanden, der älter war als 16 und noch Jungfrau.

Ich schaute wieder zu Aiden und fragte mich, ob die Gerüchte, die um ihn kursierten, wohl stimmten. Ob das der Grund war, warum er hier war, die Mädchen ignorierte, und am Wasserrand grübelte.

Ich hatte gehört, dass es schon Monate her war, seitdem Aiden das letzte Mal eine Frau hatte, dass er sich von allen fernhielt. Warum? Eine heimliche Partnerin?

Nein, das tratschende Rudel hätte sie schon lange gerochen. Was dann? Was würde mit unserem heißgeliebten Alpha passieren, wenn die Hitze uns alle überkam?

Das geht dich überhaupt nichts an, wies ich mich zurecht. Was ging es mich an, wen Aiden vögelte. Er war zehn Jahre älter und, wie die meisten Werwölfe, nur an Partnern seines Alters interessiert. Für Aiden Norwood, den Alpha des zweitgrößten Rudels in Nordamerika, existierte ich nicht. Die Zeit, als ich in der Schule für ihn geschwärmt hatte, war vorbei. Und das war auch besser so.

Meine beste Freundin Michelle hatte sich darauf versteift, mir einen Fuck-Buddy zu finden. Sie hatte sich schon mit jemandem zusammengetan, so wie das die partnerlosen Wölfe vor der Hitze normalerweise tun.

Mit drei Freunden ihres Bruders wollte sie mich verkuppeln. Alle hielten mich für absolut brauchbar, um eine gute Zeit im Bett mit ihnen zu haben. Michelle konnte nicht verstehen, warum ich keinen von ihnen wollte.

„Manno.“ Ich konnte Michelles Stimme fast in meinem Kopf hören. „Warum bist du nur immer so mega anspruchsvoll, Süße?“

Die Wahrheit war - mein Geheimnis. Mit neunzehn Jahren war ich die einzige Wölfin in unserem Rudel, die noch Jungfrau war. Ich hatte schon drei Paarungszeiten mitgemacht. Aber egal, wie verrückt nach Sex ich mich gefühlt hatte, ich war immer stark geblieben.

Ich weiß. Ziemlich un-wölfig von mir, dass ich mich um ”Gefühle“ und ”das erste Mal“ scherte. Aber mir war das eben wichtig. Nicht, dass ich prüde war. Sowas gab es in unseren Kreisen nicht. Aber anders als andere Mädchen war ich nicht zufrieden, bevor ich nicht den perfekten Partner gefunden hatte.

Ich würde ihn schon noch finden.

Ich sparte mir meine Jungfräulichkeit für ihn auf.

Wer auch immer er sein mochte.

Ich kritzelte weiter am Alpha herum. Als ich kurz hochsah, stellte ich mit Erstaunen und einem kleinen Schrecken fest, dass er nicht mehr da war.

„Nicht schlecht”, hörte ich eine leise Stimme neben mir. „Nur an den Augen musst du noch etwas nachbessern.“

Ich drehte mich zu der Stimme um. Und da stand er, den Blick auf meine Zeichnung geheftet, ganz nah neben mir...

Aiden.

Fucking

Norwood.

Bevor ich meinen Schreck verarbeiten konnte, blickte er auf und unsere Augen trafen sich. Ich erstarrte, als mir bewusst wurde, dass ich direkten Augenkontakt mit ihm hatte.

Schnell schaute ich weg. Niemand, der bei klarem Verstand war, traute sich, einem Alpha in die Augen zu schauen. Denn das konnte nur zwei Dinge bedeuten: Du stelltest die Dominanz des Alphas in Frage – gleichbedeutend mit deinem Todeswunsch. Oder es war eine Einladung für den Alpha zum Sex.

Weil weder das eine noch das andere mein Plan war, schaute ich schnell weg, bevor es zu spät war. Ich hoffte, dass er meinen Blick nicht falsch verstanden hatte.

„Entschuldigung”, murmelte ich, um auf der sicheren Seite zu sein. „Du hast mich überrascht.“

„Tut mir leid”, sagte er. „Ich wollte dich nicht erschrecken.“

Diese Stimme. Auch die höflichsten Worte, die man sich nur vorstellen kann, hatten einen drohenden Unterton. So als könnte er in jedem Augenblick deine Kehle mit seinen bloßen Zähnen, die ausgesprochen menschlich aussahen, in Fetzen reißen.

„Alles cool”, sagte er. „Wirklich. Ich beiße nicht... meistens jedenfalls.“

Ich war jetzt ganz nah bei ihm. So nah, dass ich mit meinen Fingern seine spielenden Muskeln und seine goldene Haut hätte berühren können. Ich schaute zu ihm auf, riskierte einen Blick.

Sein brutales, kantiges Gesicht, das eigentlich gar nicht hübsch sein konnte, aber es war. Dichte Augenbrauen, die bestimmt borstig waren, wenn man sie berührte. Eine Vorahnung von seiner Werwolf-Natur.

Und die Nase, leicht schief – sicher mal gebrochen bei einer Schlägerei – aber das konnte seinem so-sexy-dass-es-wehtut-Aussehen keinen Abbruch tun.

Der Alpha kam noch einen Schritt näher, so als wollte er mich testen. Ich fühlte, wie sich jedes Haar an meinem Körper aufstellte vor Angst. Oder... war das Begehren?

„Nächstes Mal, wenn du mich zeichnest”, meinte Aiden, „komm näher ran.“

„Ah... ja klar”, stotterte ich, wie ein Volltrottel.

Und dann, genauso plötzlich, wie er aufgetaucht war, drehte Aiden Norwood sich um und verschwand und ließ mich am Fluss zurück - allein. Ich holte Atem. Jeder Muskel meines Körpers entspannte sich.

Den Alpha außerhalb des Rudelhauses zu sehen, der Zentrale für alle Rudel-Angelegenheiten, war kein alltäglicher Anblick. Meistens sahen wir den Alpha nur bei Versammlungen oder Bällen. Immer war es irgendetwas Offizielles. Was hier heute passiert war, das war wirklich selten.

An den eifersüchtigen Blicken von Aidens Bewunderern, die ihm hierher gefolgt waren und knallhart von ihm ignoriert wurden, konnte ich mir schon sehr gut vorstellen, wie das Ganze außer Kontrolle geraten könnte.

Schon der kleinste, unverfänglichste Kontakt mit einer Frau, vor allem mit einem kleinen Herdentier wie mir, war Provokation genug, um die geilsten der Wölfinnen ausrasten zu lassen.

Sie würden die Wände des Rudelhauses einreißen, um an ihn ranzukommen.

Und wenn sowas passierte, dann wäre der Alpha auf jeden Fall genervt. Und ein genervter Alpha war gleichbedeutend mit einem dysfunktionalen Alpha, was dann wiederum bedeutete, dass die Dynamik im Rudel ernsthaft gestört wäre... Du verstehst, worauf ich hinaus will.

Das wollte niemand.

Um meinen Kopf frei zu bekommen, entschied ich, meine Zeichnung fertigzustellen, solange noch etwas Licht da war. Nur ich und der Fluss, ganz in Ruhe.

Aber alles, was ich sehen konnte, waren Aiden Norwoods Augen.

Und wie schrecklich falsch ich sie gezeichnet hatte. Der Alpha hatte recht, ich konnte das wirklich besser.

Wenn ich nur näher an ihn herankommen könnte… Aber wann würde ich überhaupt jemals wieder so nah an ihn herankommen?

Damals wusste ich noch nicht, was ich heute weiß. Dass die Hitze in ein paar Stunden anfangen würde.

Dass ich dann ein sexbesessenes Biest werden würde. Und dass Aiden Norwood, der Alpha des Ostküsten-Rudels, eine besondere Rolle im Erwachen meiner Sexualität spielen würde...

Das war genug, um ein Mädchen zum Aufheulen zu bringen.

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