Verbundene Seelen - Buchumschlag

Verbundene Seelen

Sapir Englard

0
Views
2.3k
Chapter
15
Age Rating
18+

Summary

Claire Hill, ein gewöhnlicher Mensch, und Chloe Danes, ein Werwolf, werden zu ungewöhnlichen Partnern, nachdem sie zusammen in Chloes Körper gefangen werden. Als sie beide auf ihre Partner treffen, müssen sie in das magische Land Logia reisen, um eine Lösung zu finden, oder sie riskieren, ihre Liebe für immer zu verlieren.

Altersfreigabe: 18+

Mehr anzeigen

Die Kaffeepause 🌶

CLAIRE

Ich starrte auf die Uhr an der Bürowand. Die Zeiger schienen sich nicht im Geringsten zu bewegen.

Sie muss kaputt sein.

Ich überprüfte die Zeit auf meinem Handy.

10:34 morgens.

Nö. Nicht kaputt. Vielleicht ist die Zeit ganz stehen geblieben?

Oder vielleicht war dies einfach nur der längste Freitagmorgen, der je in der Geschichte der Menschheit aufgezeichnet wurde.

Ich verschränkte meine Arme auf der glatten Oberfläche meines Schreibtisches und legte meinen Kopf darauf. Für einen kurzen, schönen Moment schloss ich die Augen.

"Frau Hill!", eine scharfe Stimme mit texanischem Akzent ließ mich aufspringen.

Ich drehte mich um und sah wie Ruby Hendricks, die Büromanagerin von Lopez & Martin, mich von der anderen Seite des Schreibtischs her anfunkelte.

Rubys unnatürlich blondes Haar war gelockt und aufgesprüht bis zum Gehtnichtmehr.

Ihre lindgrünen Krallen klickten auf dem Metall meines Schreibtisches.

"Claire, dies ist eine der besten Buchhaltungsfirmen in Amarillo. Wenn du weiterhin in dieser Firma arbeiten möchtest, schlage ich vor, dass du etwas mehr Enthusiasmus für deine Arbeit aufbringst, hmmm?"

Meine Wangen erröteten sich scharlachrot. "Ja, Frau Hendricks. Tut mir leid", murmelte ich und richtete meinen Blick auf den gestreiften Tweed meines Rocks.

Es war nicht das erste Mal, dass sie mich zurechtwies, aber es war schwer sich jeden Tag zu motivieren und als Sekretärin zur Arbeit zu kommen.

Ich meine klar, ich war froh über den Job und er bezahlte die Rechnungen aber es war kaum das, was man aufregend nennen würde.

"Oh Cla-rie, hör auf zu buckeln", tönte Frau Hendricks und dehnte meinen Namen in zwei Silben aus. "Wie willst du jemals einen Mann fangen, wenn du zusammengesackt bist wie ein..."

Ich habe nie genau herausgefunden wie ich zusammengesackt ausschaue, denn Frau Hendricks hielt mitten im Satz inne, als hätte jemand bei ihr die Pausentaste gedrückt.

Farbe stieg in ihr Gesicht, bis es fast so rosa war wie meines.

Ihre Pupillen weiteten sich und ihre Lippen spreizten sich, als sie tief einatmete.

Einen Moment lang dachte ich, sie hätte einen Anfall.

"Frau Hendricks, geht es Ihnen gut?"

Ich stand schnell von meinem Stuhl auf und ging zu meiner Chefin. Sie stand immer noch vor meiner Kabine und ihr Brustkorb hob und senkte sich schnell.

Ich berührte sie leicht am Arm. "Frau Hendricks?"

Es war, als hätte sie ein elektrischer Schlag getroffen; meine Chefin drehte den Kopf zu mir und sah mich an. Ihre braunen Augen glasig und unscharf.

Von dem Platz aus, an dem ich stand, konnte ich sehen, dass Frau Hendricks nicht die einzige war, die sich seltsam verhielt.

Zwei Mitarbeiter des Verkaufsteams gingen im Gänsemarsch den Korridor entlang.

Während ich sie beobachtete, betraten sie gemeinsam einen Wartungsschrank und schlossen die Tür hinter sich.

Frau Hendricks hob eine Hand an ihren Hals und ich konnte den Puls unter ihrer braungebrannten Haut schlagen sehen.

"Ja, Frau Hill, ähm... das wäre dann alles. Danke", sagte sie und bewegte dabei kaum ihre Lippen.

Sie verließ meine Kabine und trabte auf ihren hohen Absätzen den Flur hinunter zur Tür mit der Aufschrift Herr Lopez. Er war einer der Seniorpartner der Firma und ein sehr mächtiger Mann.

Außerdem war er ein Werwolf.

Genau wie Ruby Hendricks.

Oh Gott. Bitte nicht heute. Ich stöhnte schwer, als mir klar wurde, was sich im Büro abspielte.

Es war der Dunst.

Verdammt noch mal. Verdammt. Warum heute!?

Ich schaute zum Glasfenster von Herrn Lopez' Büro hinüber, gerade noch rechtzeitig, um zu sehen, wie mein Chef sich vor ihm hinkniete und begann, seine Hose aufzuschnallen.

Nö. Auf keinen Fall.

Ich war einer von nur fünf Menschen, die für Lopez und Martin arbeiteten.

Bei diesem Dunst würde das ganze Büro von geilen Werwölfen überrannt werden, die nach Befriedigung suchten.

Ich haue hier ab.

Ich schnappte mir meinen Mantel samt Handtasche und machte mich auf den Weg zum Aufzug.

Die Tür öffnete sich schließlich und enthüllte einen der IT-Jungs, dessen Finger tief im Rock unseres Marketingmanagers steckten.

.

"Oh Gott, nimmt euch doch mal zusammen", murmelte ich, als die beiden kichernd davongingen, wahrscheinlich um einen ungestörten Raum im Büro zu finden.

Wenn ich diesen Tag überleben wollte, benötigte ich einen Kaffee.

Und zwar einen starken.

***

Das Café war überfüllt mit Menschen und Werwölfen. Selbst meine weniger scharfen Sinne konnten den Sex in der Luft riechen.

Es war wie eine unsichtbare Energie, die durch die Wölfe floss und sie mit aufgestauter Frustration schaudern ließ.

Während ich in der Schlange für meinen Kaffee stand, fragte ich mich, wie es sich wohl anfühlen würde, keine Kontrolle über meine eigenen sexuellen Triebe zu haben.

Meiner Leidenschaft nachzugeben, wann immer ich das Bedürfnis verspürte.

Mich meinen Impulsen völlig hinzugeben...

Ich war keine blauäugige Jungfrau, aber als ich die kurze Liste meiner sexuellen Begegnungen durchging, löste keine von ihnen das unwiderstehliche Verlangen aus, das ich in den Augen der Wölfe um mich herum sah.

Ich war so in meiner Fantasie versunken, dass ich nicht mitbekam, wie sich die Linie vorwärts bewegte.

Die Person hinter mir räusperte sich laut. Ich schreckte auf, wobei die Handtasche auf meiner Schulter schwang, als ich mich umdrehte.

Sie stieß mit einem großen, gut gekleideten Mann zusammen, der einen Pappbecher mit heißem Kaffee hielt.

Das Getränk fiel ihm aus der Hand, spritzte auf den grünen Kachelboden und bedeckte seinen Anzug und Schuhe.

"Was zum Teufel!", schnauzte der Mann wütend.

Mir fiel vor Verlegenheit die Kinnlade herunter. "Oh mein Gott! Geht es Ihnen gut?".

Ich bückte mich, um die Sauerei zu beseitigen aber eine Frau in einer roten Schürze kam bereits mit einem Mopp und einem Eimer heran.

"Ich habe nicht hingesehen – es tut mir so leid", stammelte ich. Meine Wangen brannten als ich mich umdrehte und den Mann ansah, den ich gerade verbrüht hatte.

Er war groß, hatte dunkelbraune Haut und die ungewöhnlichsten Augen, die ich je gesehen hatte.

Sie waren von einem klaren Graugrün, das sich mit jedem Funkeln und jeder Facette des Lichts zu verändern schien.

Sein Kopf war glatt rasiert, aber der kürzlich rasierte Schatten eines Bartes umriss sein markantes Kinn.

Meine Entschuldigung blieb mir im Halse stecken. Ich starrte gebannt auf den gut aussehenden Fremden, der mich mit einem verärgerten Gesichtsausdruck ansah.

"Du solltest wirklich versuchen, vorsichtiger zu sein", sagte er. Seine Stimme war ein tiefer Bariton, der mir einen kleinen Schauer über den Rücken jagte.

Sag etwas, Claire. Etwas Kluges und Lustiges.

Aber es war, als hätte ich eine Kiefersperre. Ich konnte meinen Mund nicht dazu bringen, Worte zu bilden.

Der Mann hob eine Augenbraue, als wolle er entscheiden, ob ich ihn verarschen wollte oder nicht.

"Wie auch immer. Machen Sie sich einfach keine Sorgen, okay?", sagte er in einem sanfteren Ton.

Er drehte sich um, um zu gehen, wobei seine Schuhe nasse Kaffeespuren auf dem Boden hinterließen.

SAG ETWAS, CLAIRE, STEH NICHT DA WIE EIN IDIOT.

"Äh", schaffte ich es zu grunzen, aber war zu spät. Der hinreißende dunkelhäutige Fremde war verschwunden.

Ich stöhnte innerlich auf. Das schien nicht mein Tag zu werden.

***

Wenn das Leben ein Reese Witherspoon Film wäre, wäre das ein "Meet Cute" Moment gewesen.

Stattdessen wurde es zu einem "Meet Weirdo".

Ich saß an der roten Plastiktheke und rührte meinen doppelten Vanille Latte mit einem Pappstrohhalm um.

Ich nahm einen Schluck vom Kaffee und beobachtete die Leute, die bei dem kühlen Herbstwetter draußen flanierten.

Die heitere Indie Musik im Café begann mir langsam auf die Nerven zu gehen.

Ich fischte mein Handy aus der Tasche und schloss meine Kopfhörer an, bevor ich ein beruhigendes, akustisches Lied aus meiner Spotify Playlist auswählte.

Ich bewegte meine Lippen sanft zu der Musik, schloss die Augen und ließ mich von dem sanften Klimpern mitreißen.

Seit Wochen hatte ich dieses Lied zu Hause in meinem alten Kinderzimmer auf meiner Gitarre geübt.

Ich wohnte bei meinen Eltern, seit ich letztes Jahr mein Studium abgeschlossen hatte.

Der Job in der Buchhaltungsfirma war erst ein paar Monate alt, und ich freute mich schon auf den Tag, an dem ich genug Geld gespart haben würde, um in eine eigene Wohnung zu ziehen.

Was noch viel länger dauern wird, wenn ich weiterhin 7 Euro für eine einzige Tasse Kaffee ausgebe...

Ich stöhnte wieder auf. Es war nicht so sehr, dass mein Leben schrecklich war, es erwies sich nur als so verdammt berechenbar.

Ein unterbezahlter Job, der mir keinen Spaß machte. Ein Berg von Studentenkrediten. Freunde, die anfingen zu heiraten und den Kontakt verloren.

Außerdem machte meine Mutter jetzt, da ich nicht mehr auf dem College war, fast täglich Andeutungen darüber, dass ich keinen Freund hatte.

Ich bin ausgegangen, hatte sogar ein paar Freunde während des Studiums, aber nichts hatte jemals länger als ein paar Monate gehalten.

Ich war einfach nicht das Partymädchen oder die Extrovertierte, nach der die Jungs auf dem Campus suchten.

Meine Gedanken schweiften zurück zu dem Mann, den ich versehentlich mit meiner Handtasche getroffen hatte.

Er hatte ein wunderhübsches Gesicht – mit einem markanten Kiefer und einem weichen Mund.

Seufz.

Ich starrte ausdruckslos auf die belebte Straße draußen und träumte von all den Dingen, die ich zu dem gut aussehenden Fremden hätte sagen sollen.

"Darf ich Sie auf einen Drink einladen, um es wieder gutzumachen?"

"Wenn Sie mir Ihre Nummer geben, bezahle ich die Reinigung."

Selbst "Mein Name ist Claire Hill" wäre besser gewesen als ein zusammenhangloses Gemurmel.

Ein Mann mit orangefarbenen Augen starrte mich von der anderen Straßenseite an.

Er lächelte bösartig, als er meinen Blick auffing.

Das ist unmöglich.

Toll, jetzt sehe ich Dinge.

Ich blinzelte. Der Mann war verschwunden.

Was soll's, Claire. Reiß dich zusammen.

In diesem Moment brach in dem Café um mich herum das Chaos aus.

Es ging alles so schnell, dass ich nur Blitze und Bilder von dem bekam, was passierte.

BÄM! BÄM! BÄM!

Der Klang von Schüssen.

Die panischen Schreie von Menschen und Wölfen, als sie merkten, dass das Café angegriffen wurde.

Der bittere Geruch von verschüttetem Kaffee.

Meine Muskeln fühlten sich wie erstarrt an.

Tausend Sicherheitsübungen in der Schule sagten mir, dass ich mich auf den Boden legen und meinen Kopf bedecken sollte, aber ich blieb wie erstarrt und starrte auf die Gewalt der Szene.

Dann gab es einen lauten Knall.

Und ich wusste nichts mehr.

Nächstes Kapitel
Bewertet mit 4.4 von 5 im App Store
82.5K Ratings
Galatea logo

Unbegrenzte Anzahl von Büchern, eindringliche Erlebnisse.

Galatea auf FacebookGalatea InstagramGalatea TikTok