Alpha Jasper - Buchumschlag

Alpha Jasper

Midika Crane

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Chapter
15
Age Rating
18+

Summary

Thea glaubt nicht an Phantomwölfe. Sie hält sie für nichts anderes als einen Mythos - ein Märchen, das ihr als Kind erzählt wurde. Bis sie einem von Angesicht zu Angesicht begegnet. Der gutaussehende Fremde Casper ist anders als alle anderen, die sie je getroffen hat. Sie fühlt sich mehr zu ihm hingezogen als zu jedem anderen Mann zuvor. Als Thea sein größtes Geheimnis aufdeckt, wird sie in eine Welt der Geister und Alphas geworfen. Wird sie entdecken, dass dieses Phantom noch mehr Geheimnisse vor ihr verbirgt? Und wird das Herausfinden sie alles kosten?

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51 Chapters

Kapitel eins

Thea

Mit dem Rücken zum Wald, stehe ich meiner besten Freundin gegenüber.

"Das ist wirklich nicht mehr lustig", beharrt sie und blickt über meine Schulter, wobei sie verzweifelt versucht, mir zu unterstellen, dass mein Bedürfnis, ins Haus zu kommen, größer ist als jeder Sinn für Humor, den ich aufbringen könnte.

"Ich amüsiere mich doch nur." Ich grinse und schaue mich um, als hätte ich die magische Fähigkeit, in der Dunkelheit zu sehen. Das Licht, das aus dem Inneren des Hauses dringt, bringt leider nicht besonders viel.

June, meine beste Freundin, hüpft von einem Fuß auf den anderen, bestrebt, mich zu retten aus ... was auch immer für eine Gefahr sie hier draußen vermutet, aber sie kann es nicht riskieren, die Schwelle der Türöffnung zu überschreiten.

"Thea, bitte ... Ich meine es ernst, wenn ich sage, du sollst hineingehen", sagt sie, ihre Stimme zittert, und das nicht wegen der kühlen Brise.

Ich tanze auf der Stelle herum, das Herbstlaub knirscht unter meinen Füßen.

"Phantomwölfe gibt es nicht", rufe ich, und meine Stimme wird von einem Luftzug davongetragen.

June schüttelt den Kopf und reibt sich nervös ihre Arme.

"Ich schwöre bei der Göttin, dass ich dich nicht rette, wenn dich einer von ihnen schnappt und in seine Höhle schleppt um wer weiß was mit dir anzustellen", sagt sie. Sie scherzt nicht.

Ich halte inne und höre auf mich zu bewegen. Langsam drehe ich mich um, der Wald ragt hoch über mich hinaus. Er ist endlos, kalt, dunkel, und ich bin mir nicht einmal sicher, ob dort etwas lebt. Aber ich kann nicht anders.

"June, wir müssen hineingehen."

"Warum?", fragt sie nervös und beobachtet mich, wie ich vorsichtig die Stufen der Veranda hinaufsteige.

Dann schreie ich so laut, dass ich sicher bin, dass selbst das benachbarte Rudel es hören kann. June beginnt nun ebenfalls zu schreien und sofort stürze ich an ihr vorbei ins Haus und lasse mich auf den Teppich im Inneren fallen.

Sie schlägt die Tür hinter uns zu und drückt ihren Rücken dagegen.

Ich drehe mich um, während ich immer noch mit dem Gesicht nach unten auf dem Boden liege. June sieht wie versteinert aus, ihre Augen glitzern in der Erinnerung an all die Bücher über Phantomwölfe, die sie gelesen hat. Ich beginne zu lachen.

"Haha, erwischt!"

Ihr erschrockener Gesichtsausdruck löst sich in pure Wut auf, als sie erkennt, dass ich ihr gerade einen Streich gespielt habe.

"Ich habe kein Phantom gesehen, aber dein Gesicht war so blass, das allein war es wert." Ich schaffe es nicht, ein wenig belustigt zu klingen. Dann stehe ich auf und richte mich zu meiner wütenden Freundin auf.

"Du Idiotin! Wie oft habe ich es dir schon gesagt? Mit Phantomwölfen legt man sich nicht an", knurrt sie und schlägt sich mit der Hand auf die Stirn, während sie offenbar versucht, ihren Verstand zu sammeln.

Ich lächle. "Komm schon, June, sei mal ein bisschen locker."

Sie seufzt tief und versucht, sich zu sammeln. Seit wir Kinder waren, hat June immer an die Mythen geglaubt, die uns die älteren Kinder in der Schule erzählten, um uns Angst zu machen.

Und die meisten von ihnen beinhalteten Phantomwölfe.

"Ich soll locker werden? Willst du etwa so werden wie Alpha Jasper?", fragte sie mich herausfordernd.

Ich verdrehe nur die Augen. Das schon wieder.

Alpha Jasper verschwand plötzlich eines Nachts und kam nie wieder zurück. Es hieß, er sei von Phantomwölfen entführt und ermordet worden, genau wie sein Vater. Und das geschah vor Jahren. Nein, vor Jahrhunderten.

Andere, die eher so dachten wie ich, glaubten allerdings, dass er Selbstmord begangen hat. Danach war leider niemand dazu bereit, seine Position als Alpha zu übernehmen.

"Jasper wurde nicht von Phantomwölfen ermordet, Dummerchen ...", erwidere ich.

June verengt ihre Augen auf mich. "Du hast recht, denn er ist einer von ihnen."

***

Ich schwinge die Hundeleine hin und her, während ich gehe, und beobachte, wie das Kunstleder im fahlen Licht schimmert. Über meinem Kopf ziehen dunkle Wolken heran, die einen bedrohlichen Schatten auf mich werfen.

Ich seufze genervt.

Das Devotion-Rudel liegt zentral im Rudelviertel. Es kann zwar auch warm werden, aber normalerweise bleibt das Wetter hier düster und trüb.

Es versetzt einen nicht gerade in die beste Stimmung, wenn man nach oben schaut und nur dunkle Wolken sieht, aus denen dann aber doch kein Regen kommt.

Ich habe beschlossen, June heute ihren blöden Hund zurückzubringen. Sie ist meine beste Freundin, die ich gestern Abend besucht habe. Sie wollte mich nicht alleine auf dem Pfad nach Hause gehen lassen, der am Rande des berüchtigten Phantomwaldes entlangführt.

Sie hatte wirklich Angst, dass diese mythischen Kreaturen, die Phantomwölfe genannt werden, mich entführen und in ihre Höhlen schleppen könnten, um mich zu töten. Das war langsam wirklich nervig.

Sie ließ mir keine andere Wahl, als ihren nutzlosen Jack Russell mitzunehmen.

Wenn ich ihn ihr jetzt brachte, konnte ich wenigstens im Tageslicht nach Hause laufen. Nach der letzten Nacht beschließe ich, lieber den langen Spaziergang durch das Dorf zu machen, als durch den Wald zu gehen.

Auf dem Weg habe ich Squiggles (oder wie auch immer sie ihn nennt) fast verloren.

Das Dorf ist ziemlich klein. Es gibt andere Gemeinden innerhalb des Rudels, aber sie sind alle meilenweit entfernt und abgeschieden wie unsere eigene. Wir sind eine sehr eng verknüpfte Gemeinde, niemand geht weg und niemand kommt.

Zumindest nicht, seit die Leute wieder an Phantome glauben.

Da die meisten Leute hier zu ängstlich sind, um einen Fuß aus dem Dorf zu setzen, haben die meisten ein einfaches Leben fernab jeder anderen Zivilisation akzeptiert.

Viele Leute, mich eingeschlossen, haben sich auch mit dem Gedanken abgefunden, nie einen Gefährten zu finden. Das ist natürlich ärgerlich, aber in den Augen mancher Leute ist es einfach sicherer, sich von den Orten fernzuhalten, an denen Phantomwölfe lauern sollen.

Ich lächle vor mich hin, während ich über diese Mythen nachdenke.

Jasper. Er war der Sohn unseres Alphas. Vor Jahrhunderten verschwand er, und sein Vater starb kurz darauf. Alle dachten, dass die Phantomwölfe sie geholt hatten und so verließen einige das Rudel.

Sie zogen einfach weit weg und dezimierten das Rudel deutlich.

Jetzt kursieren tatsächlich lächerliche Ideen, dass er noch am Leben ist und sogar ein Rudel dieser nachtaktiven Bestien befehligt, während er die Unschuldigen in der Nacht tötet.

Ich kichere.

Als die älteren Kinder in der Schule June und mir diese Geschichten erzählten, um uns Angst zu machen, hatte ich immer geglaubt, dass er entweder einfach abgehauen ist - da seine Leiche nie gefunden wurde - oder anderswo Selbstmord begangen hat.

Meine einfachen Antworten halfen mir, nachts zu schlafen.

Ich gehe nur nicht weg, weil mein Vater es nicht will. Und als Neunzehnjährige, die bei ihrem Vater wohnt und in Teilzeit im örtlichen Diner arbeitet, habe ich sowieso nicht besonders viele Chancen auf etwas anderes ...

Der kleine Jack Russell, den June ihren Wachhund nennt, hüpft auf seinen kleinen Beinchen voraus. Ich bin mir nicht sicher, ob Hunde auf Straßen so nah an Geschäften erlaubt sind, aber es ist niemand da, den es stören könnte.

Da heute Montag ist sind die wenigen Kinder aus der Gegend in der Schule, und alle anderen arbeiten.

"Vielleicht wird es eines Tages tatsächlich regnen", sage ich laut, aber ich bin mir nicht sicher, ob der Hund meinen daher gesagten Worten wirklich zugehört hat. Er spitzte zwar ein Ohr, aber das war auch schon alles.

Ich höre, wie seine Krallen auf den Beton klicken und wünsche mir, mein Leben wäre so einfach wie seines.

Vielleicht ist es das ja. Ich gehe nirgendwo hin. Mein Freund wird mich wahrscheinlich mit der Begründung markieren müssen, dass wir beide keine eigenen Gefährten finden werden. Mein Vater arbeitet die meisten Tage.

Meine Freundin ist manchmal eine verrückte Irre. Und ich habe nicht genug Geld, um auszuziehen ...

Okay, vielleicht ist es nicht ganz so einfach.

Ich starre in die Schaufenster, während ich an ihnen vorbeigehe, und wünsche mir, ich könnte mir etwas von der schönen Kleidung leisten. Stattdessen sehe ich nur meine eigenen haselnussbraunen Augen und langweilige Kleidung. Ich brauche ein Wunder ...

Plötzlich bleibt mein Blick an etwas hängen, das am Schaufenster eines Secondhand-Kleiderladens klebt.

Meine schlurfenden Füße bleiben stehen und meine Augenbrauen heben sich bis unter meinen zerzausten braunen Pony.

Ein Stück Papier, neu bedruckt mit fettgedrucktem Text, mit einem Foto, das einem sofort ins Auge sticht. Trotzdem sind es eher die Worte, die mich fesseln.

Vermisste Person

Mein Herz rutscht mir bis in die Kehle, als ich den Namen unter dem bekannten Foto lese. Jessica Holmes.

Ich bin mit ihr zur Schule gegangen. Sie war der Inbegriff einer introvertierten Person - sie war in sich gekehrt, zeichnete immer in ihren Notizblock oder las einen High-Fantasy-Roman.

Ich glaube, sie war mit dem Stadtbibliothekar besser befreundet als jeder andere in unserem Jahrgang.

Ich starre auf ihre langen, lockigen, kastanienbraunen Haare, die ihr über die Schultern fallen. Sie ist ziemlich hübsch, wenn man über ihre Brille mit dem dicken Rand hinweg sieht. Ihre Augen sind kalt wie Eisbrocken.

Diese Züge, teilt sie mit den meisten von uns in diesem Rudel. Dunkles Haar, haselnussbraune Augen. Für unsereins ziemlich durchschnittlich.

Aber sie war verschwunden und wurde anscheinend vermisst? Niemand verlässt jemals ~diese Stadt.~

Ich bin von Natur aus eine ziemlich neugierige Person. Bevor ich einen Job bekam habe ich früher ständig Krimis gelesen, und seitdem lässt das kleinste Anzeichen eines Geheimnisses mein Herz höherschlagen.

Und da hier sonst nie etwaspassiert, bin ich sofort davon fasziniert.

Die Türglocke klingelt als ich mit dem Zettel in der Hand den Laden betrete, den Hund habe ich draußen an einem Pfahl angebunden.

Die Angestellte an der Verkaufstheke blickt auf, als ich hereinkomme, wahrscheinlich hat sie nicht erwartet, dass jemand zu dieser Tageszeit kommt.

Da hier jeder jeden kennt, weiß ich, dass die Frau Ms Morris heißt. Sie ist schon etwas älter, sehr freundlich, aber die schlimmste Tratschtante der Stadt.

Währenddessen schiebt ihre Komplizin die Kleidung auf einem nahegelegenen Ständer hin und her. Das ist Ms Slater. Beide haben keinen Gefährten und dank den beiden, gibt es in der Stadt immer etwas zu erzählen..

"Oh, da ist ja die liebe Thea! Was für eine schöne Überraschung!", zwitschert Ms Morris und klatscht bei meinem Anblick in die Hände. Ich zwinge mich zu einem Lächeln und wünschte, ich wäre so optimistisch wie die beiden.

Ich kann mir nicht vorstellen, wie sie so lange ganz allein überlebt haben ... ohne Gefährten, ohne irgendetwas.

"Das habe ich im Fenster gesehen", sage ich ihr und komme direkt zur Sache, damit ich nicht mit ihnen darüber reden muss, wie langweilig mein Leben ist.

Ich schiebe das Stück Papier über die Theke, so dass Ms Morris einen guten Blick auf das Vermisstenplakat hat.

In dem Moment, in dem ihr Blick das Papier berührt, wird ihr Gesicht blass, und ihr Mund bildet einen schmalen Strich. Ich habe sie noch nie ohne ein Lächeln gesehen.

"Ah ja. Die arme Jessica", sagt sie ernst. Ich spüre, wie Ms Slater hinter mir auftaucht, ihre dicke Absätze klacken auf dem Linoleumboden.

Auch sie lehnt sich über den Tresen und sieht sich das junge Mädchen genau an.

"Die arme Familie", jammert Ms Slater und presst ihre rosafarbenen Lippen zusammen. "Ich kann nicht glauben, dass sie sich das antun würde."

Mein Herz bleibt stehen. "Was antun?"

Die beiden Damen tauschen Blicke aus. Sie sehen sich so ähnlich, stelle ich fest, als sie darüber nachdenken, ob sie mir von Jessica erzählen sollen oder nicht. Beide haben das gleiche flauschige weiße Haar und sonnengeschädigte Augen.

Meistens ziehen sie sich sogar gleich an und tragen das gleiche Make-up auf. Natürlich verurteile ich es nicht, ich kenne sie auch gar nicht anders. Ich bin damit aufgewachsen, dass sie wie Schwestern waren.

"Sie hat sich umgebracht. Sie ist direkt in den Phantomwald gelaufen und diese Wölfe haben sie getötet", ruft Ms Morris. Mein Kiefer krampf sich zusammen.

Genau wie der Rest dieser Stadt glauben diese Frauen an all die Mythen. Niemand hat jemals einen Phantomwolf gesehen, aber trotzdem sind die davon überzeugt, dass sie tatsächlich existieren.

"Haben sie die Leiche gefunden?", frage ich und wundere mich, warum sonst noch jemand ein Plakat aufhängen würde. Die Frauen zucken gleichzeitig mit den Schultern.

"Nein ... aber sie war ein wenig seltsam. Wir bezweifeln also nicht, dass es ein Selbstmord war ..."

Ich würde am liebsten die Augen verdrehen.

"Und wir glauben, dass die Wölfe näher an die Stadt herankommen. Vielleicht hat sie Angst bekommen und aufgegeben. Das würde nur Sinn ergeben, da ihre Mutter sagte, dass Jessica ein wenig Angst vor Phantomen hatte", vermutet Ms Slater.

Das ist nicht das erste Mal, dass ich ihre lächerlichen Annahmen höre.

"Weiß die Polizei davon?", frage ich und klopfe mit dem Zeigefinger ungeduldig auf die Theke.

Die beiden Frauen tauschen wieder Blicke aus. Ich meine, die Polizei bei uns besteht nur aus zwei Männern. Einem Vater und einem Sohn. Der Sohn ist mein fester Freund. Bisher hatten sie in dieser Stadt kaum etwas zu tun ... Na ja, bis jetzt, nehme ich an.

"Nein ... aber eine andere Erklärung haben wir nicht", sagt Ms Morris. Ich muss mich wirklich zusammenreißen, nicht über die schrulligen alten Frauen zu seufzen.

Ich hätte überall in der Stadt hingehen und zuverlässige Beweise finden können, aber stattdessen machte ich den Fehler, hierher zu kommen.

"Sie könnte einfach von zu Hause weggegangen sein. Immerhin war sie alt genug", schlage ich vor.

"Das kann nicht sein. Der Bibliothekar sah sie weggehen, und ihre Eltern sahen sie nie zurückkommen. Entweder wurde sie entführt, oder sie hat sich umgebracht", erklärte MS Slater und versuchte, den Mangel an Informationen zu bestätigen.

Ich gehe ein paar Schritte zurück und wende mich von dem Papier ab. Das ist dumm ...

Menschen gehen hier nicht einfach weg. Niemals. Und wenn Leute nicht weggehen, dann verschwinden sie auch nicht auf mysteriöse Weise. Ich nehme an, dass sie einfach genug von hier hatte und umgezogen ist.

Ich verlasse den Laden, schnappe mir den Hund und mache mich wieder auf den Weg. Meine Detektivarbeit für den Tag ist vorbei. Während ich auf dem Weg bin, beschließe ich, dass ich diese Sache vorerst für mich behalte.

Denn ich weiß genau, was June darüber denken wird ...

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