Wenn sich der Spieß umdreht - Buchumschlag

Wenn sich der Spieß umdreht

Ivana Vanessa Jameson

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2.3k
Chapter
15
Age Rating
18+

Summary

Niemand weiß, woher die Werwölfe kommen, aber eines weiß jeder: Ein einziger Biss verwandelt Einen in Selbigen. Zehn Jahre nach dem ursprünglichen Ausbruch gehört Lucy zu den letzten überlebenden Menschen. Das ist schon schlimm genug, bis sie herausfindet, dass sie die vorbestimmte Gefährtin des skrupellosen Lykanerkönigs ist. Flucht ist keine Option und die Alternativen lassen sie bis auf die Knochen erschaudern, aber es gibt keinen anderen Ausweg... oder doch?

Altersfreigabe: 18+

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80 Chapters

Chapter 1

Kapitel 1

Chapter 2

Kapitel 2

Chapter 3

Kapitel 3

Chapter 4

Kapitel 4
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Kapitel 1

LUCY

„Wir müssen hier weg!", schrie ich Catherine an, aber ich wusste, dass sie keine dreißig Minuten mehr durchhalten würde. Ich wusste, dass ich einen weiteren Verlust erleiden würde, aber so war das Leben nun einmal. Ein Leben, das sich keiner von uns ausgesucht hat; das Schicksal hat es für uns getan.

Sie sah mich mit denselben mitleidigen Augen an, mit denen mich meine Familie ansah, bevor sie von den wilden Hunden, die wir Werwölfe nennen, in Stücke gerissen wurden. Sie weinte und lachte bitterlich, als sie auf ihr gebrochenes, infiziertes Bein blickte.

„Geh! Sie sind hier! Sie werden dich finden. Glaubst du etwa, dass ich mit meinem Bein wegrennen kann? Ich bin so gut wie tot!", schrie sie mich an und ich rannte los. Ich war daran gewöhnt, zu rennen, ohne mich umzudrehen, und die Menschen loszulassen, die mir wichtig waren.

Ich rannte und rannte, bis ich ihre Schreie nicht mehr hören konnte. Wir hätten es nicht tun sollen, aber es war die einzige Möglichkeit, an Essen zu kommen. Stattdessen wurde meine beste Freundin zu ihrem Abendessen.

Es ist schon komisch, dass wir uns selbst ernähren, damit wir dick und gesund sind, wenn sie sich an uns laben. Unser Tod war unvermeidlich - es war nur eine Frage der Zeit, bis sie uns alle erwischten.

Als ich an unserem Versteck ankam, stürmte Jake wütend auf mich zu, wie erwartet, und verpasste mir eine wohlverdiente Ohrfeige - schließlich war ich dafür verantwortlich, dass seine Freundin getötet wurde.

„Wo ist sie? Wo ist Catherine, Lucy?", schrie er mir ins Gesicht. Er wusste, dass sie tot war, er wusste, dass sie sie wie hungrige Zombies gefressen hatten, nur dass sie die Knochen nicht übrig gelassen hatten.

Er hätte mich fast geschlagen, aber er hielt inne, als wir ihr bösartiges Knurren hörten. Das konnte nur eines bedeuten - den Tod.

Ihre grausigen orangefarbenen Augen leuchteten in dem dunklen Wald um uns herum wie Dämonen - die Augen des Todes. Ich konnte Jakes Herzschlag hören, bevor er um sein Leben schrie, dann sah ich zu, wie das erste Raubtier seine Knochen malmte.

Es war wie in einem gruseligen Horrorfilm, nur dass ich meine Augen nicht schließen konnte. Ich wartete darauf, dass ich an der Reihe war. Es war unvermeidlich, denn ich wusste immer, dass es dazu kommen würde, und alles, was ich tun musste, war zu schreien.

***

Furcht, Dunkelheit und Schmerz. Warum empfand ich immer noch all diese Gefühle? Dafür konnte es nur eine schreckliche Erklärung geben: Ich war noch am Leben und der Grund für mein Glück konnte nur der schlimmste sein.

Ich versuchte, meine Augen zu öffnen und stöhnte über den stechenden Schmerz in meinem linken Auge. Ich hob meine schmerzende Hand und berührte sie sanft. „Ah!", rief ich aus. Sie müssen mich gekratzt haben. Ich spürte das eingetrocknete Blut an der Seite meines Gesichts.

Ich setzte mich langsam auf dem kalten, harten Boden auf und sah mich um. Natürlich war es überall, wo ich hinsah, absolut dunkel.

Ich stand auf und wäre fast wieder auf den Boden gestürzt, weil sich meine Beine taub anfühlten, aber die Taubheit ließ langsam nach, je länger ich stand.

Ich lief blind umher und suchte nach einer Wand oder etwas, das ich berühren oder ertasten konnte, damit ich auch nur den Hauch einer Ahnung hatte, wo ich war.

Das erste, woran ich stieß, war eine Wand, dann eine weitere. Es dauerte nicht lange, bis meine Hand gegen kalte Metallstäbe stieß. Ich befand mich in einer Gefängniszelle.

Ich setzte mich wieder hin und weinte leise. Warum haben sie mich nicht einfach vor Ort umgebracht? Das wäre doch viel besser als das hier! Ich habe viele Geschichten darüber gehört, was sie mit denen machen, die sie nicht sofort umbringen - sie werden zu Sklaven.

Sie foltern, misshandeln und töten sie schließlich, nachdem sie sie auf die schlimmste Art und Weise haben leiden lassen. Einige Gerüchte besagen sogar, dass sie ihre Sklaven langsam essen - erst eine Hand, dann ein Bein und so weiter.

Ich war jetzt in der Hölle und niemand würde mich retten. Alle meine Freunde waren tot.

„Es hat keinen Sinn zu weinen. Heb dir deine Tränen für später auf. Es gibt Schlimmeres, worüber du weinen könntest", sagte eine schroffe Männerstimme leise.

Seine Stimme klang so trocken, als ob er schon lange kein Wasser mehr getrunken hätte. Es klang auch so, als wäre er nicht in meiner Gefängniszelle.

Ich schniefte. „Wer... bist du und wo sind wir?", fragte ich blind und schaute in der Hoffnung nach vorne, ihn oder etwas anderes zu sehen, aber meine Bemühungen waren vergeblich. Überall, wo ich hinsah, war nichts als endlose Dunkelheit.

Er hustete heftig, bevor er antwortete. „Mein Name ist O'zaak. Ich bin Wissenschaftler und ich bin hier schon seit... ich weiß nicht, wie lange eingesperrt. Ich habe seit einer Ewigkeit kein Tageslicht oder irgendetwas anderes gesehen. Wir sind in der Hölle...", sagte er und hustete erneut.

Er hörte sich an, als läge er im Sterben.

„Was meinst du damit?", fragte ich ungeduldig.

„Hast du schon einmal von einem ursprünglichen Vollblut-Lykaner gehört?", fragte er und fuhr fort, als ich nicht antwortete.

„Werwölfe sind nichts im Vergleich zu dieser Bestie. Einem Vollblut-Lykaner willst du nicht begegnen. Es gibt nur noch wenige von ihnen, und sie zeigen sich nur selten. Im Moment sind wir in einem seiner Verliese, wo er alle seine Sklaven hält."

Ich spottete. „Verlies? Ist das ein Schloss oder so etwas?"

„Ich weiß es nicht, aber ich weiß, dass dieser Lykaner adelig ist. Er ist ein König oder so etwas und er wird uns alle töten. Du wirst dir wünschen, ein Werwolf hätte dich stattdessen zerfleischt", sagte er mitleidig.

Ich brauchte sein Mitleid nicht. Ich verkroch mich in eine dunkle Ecke und versteckte mich. Warum musste mir das passieren? Ich hatte einmal ein normales Leben, dann brach vor zehn Jahren, genau an meinem zehnten Geburtstag, die Hölle über uns herein.

Wissenschaftler und Ärzte meinten, es handele sich um ein wildgewordenes Virus, während Leute wie meine Eltern, die streng religiös waren, mit irgendwelchen biblischen Begründungen ankamen, als sei der Teufel gekommen, um uns alle mit Hilfe seiner Dämonenwölfe vom Planeten zu tilgen.

Für mich war das die pure Hölle. Das erste Mal, dass ich einem Werwolf begegnete, war, als er beschloss, meinen Geburtstag zu stürmen und seine Zähne gierig im Fleisch meiner Eltern zu versenken, während ich mich wie ein Feigling unter einem Tisch versteckte.

Ich wurde an meinem eigenen Geburtstag zum Waisenkind, eine typische traurige Lebensgeschichte.

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