Mark of Mars (German) - Buchumschlag

Mark of Mars (German)

Mutemoonfairy

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Chapter
15
Age Rating
18+

Summary

Fawn, stumm und verwaist, ist ein Mensch, die in einer Welt lebt, in der Werwölfe und Lykaner herrschen und den Menschen Aufgaben zuweisen. Als der Alphakönig ihr offenbart, dass sie seine Gefährtin ist, wird ihr ganzes Leben auf den Kopf gestellt. Wird ihr Band die beiden Seiten zusammenbringen oder wird ein unbekanntes Übel sie auseinanderreißen?

Altersfreigabe: 18+

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18 Chapters

Chapter 1

Kapitel 1

Chapter 2

Kapitel 2

Chapter 3

Kapitel 3

Chapter 4

Kapitel 4
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Kapitel 1

FAWN

Ich rannte durch einen Wald. Mit Schlamm zwischen meinen gefrorenen Zehen und mit Lungen, die nach Luft rangen, trieb ich meine Beine an, damit sie mich schneller durchs Geäst trugen. Adrenalin flutete meine Adern.

Der Wald war genauso wie in der Nacht zuvor: nass, neblig und kalt. Aber was mich am meisten erschreckte, war, wie still er war.

Die ruhige Luft gab mir das Gefühl, dass selbst das schnelle Schlagen meines Herzens ausreichen würde, um meinen Aufenthaltsort zu verraten, und dass es jeden Moment aus dem Gebüsch auftauchen und mir die Kehle zerreißen würde.

Ich rannte weiter, aber dieses Mal hörte ich es.

Ich stolperte über einen Baumstamm und fiel auf den Bauch. Ich schloss meine Augen und schrie auf, als ich das furchterregende Stampfen seiner schweren Schritte hörte, die sich mir schnell näherten.

Ich wartete schaudernd eine gefühlte Ewigkeit auf das schmerzhafte Gefühl, dass mein Fleisch aufgerissen wurde...

Ich wachte schweißgebadet auf dem kalten, feuchten Boden meiner Einzimmerwohnung auf und schrie lautlos – ich war stumm geboren.

Ich sprang schnell auf, mein Magen knurrte laut und ich ging zur Spüle in meiner winzigen Eckküche, um festzustellen, dass es fast Zeit für die Arbeit war.

Die Böden waren fleckig, die Tapeten zerrissen und da es keine Fenster gab, war der Raum dunkel und der Geruch von Schimmel und alter Farbe hing schwer in der Luft. Das Einzige, was einen Blick wert war, war die künstliche Pflanze, die ich eines Abends auf dem Rückweg von der Arbeit gefunden hatte.

Schnell band ich mein langes dunkelbraunes Haar zu einem Zopf zusammen, feine Strähnen umrahmten mein eingefallenes Gesicht. Braune, müde Augen starrten mich in dem zerbrochenen Spiegel an. Ich fragte mich, wem ich mehr ähnelte – Mama oder Papa.

Sehnsüchtig schaute ich nach hinten zu dem kleinen Kühlschrank. Ich versuchte, nicht hineinzuschauen und kämpfte gegen den seltsamen Drang an, ihn alle fünf Minuten zu öffnen, als ob das Essen dann auf magische Weise erscheinen würde.

Ich hatte nach der Arbeit immer nur Geld und Zeit für einen Apfel und vielleicht eine Dose Frühstücksfleisch, die ich für das Abendessen aufsparte, und wartete den ganzen Tag mit dem Essen, bis ich um 21:30 Uhr nach Hause kam. Aber wenigstens bekam ich etwas zu essen; andere hatten nicht so viel Glück.

Ich leckte mir die rissigen Lippen und drehte mich um, um meine Uniform zu holen – ein kurzes, schlichtes, weißes Kleid mit Kragen und Taschen auf jeder Seite. Zusammen mit meiner einzigen Jacke und einer dünnen schwarzen Strumpfhose eilte ich aus der Tür und schloss die drei klapprigen Schlösser ab.

Ich hasste es, aufzuwachen.

Jeden Tag hetzte ich durch die kalten, nassen Straßen; aus Angst vor Blickkontakt folgte ich dem rissigen Bürgersteig mit gesenktem Kopf, bis ich die Bushaltestelle erreichte, die etwa zwei Blocks von meinem Haus entfernt war.

Da es keine Bänke gab, fiel es mir noch schwerer, meinen müden Körper beim Warten in der Kälte aufrecht zu halten. Noch vor Sonnenaufgang stand ich da draußen und hielt Ausschau nach den hellen Scheinwerfern des alten Stadtbusses, der mir entgegenkam.

Ich kannte es nicht anders, denn als Baby war ich von Werwolfwächtern am Rande der Stadt im Wald gefunden worden.

Und genau wie alle anderen bekam ich eine Nummer und als ich alt genug war, um das Waisenhaus zu verlassen und zu arbeiten, wurde mir ein Job zugewiesen.

Eine der Nonnen im Waisenhaus hatte mich Fawn, also Rehkitz, genannt. Ich glaube, es hatte damit zu tun, dass ich im Gras unter einem Baum schlief, als sie mich fanden, und dass ich viel kleiner als die anderen Kinder war.

Werwölfe oder Lykaner hatten schon vor vielen Jahren, lange bevor ich geboren wurde, die Herrschaft übernommen. Uns wurde beigebracht, dass wir "Menschen" das verdient hatten, nachdem wir jahrelang selbst dazu beigetragen hatten, unsere Art abzuschaffen.

Viele hatten zu rebellieren versucht, doch alle waren gescheitert.

Werwölfe waren viel stärker als Menschen und es war auch nicht gerade hilfreich, dass die meisten Menschen unterernährt waren und von dem leben mussten, was die Werwölfe als angemessenen Mindestlohn für Menschen erachteten.

In meiner Stadt lebte zufälligerweise der Herrscher aller Werwölfe, der Alpha-König – aber die meisten von uns hatten ihn noch nie gesehen.

Es hieß, er habe viele, viele Jahre gelebt und das Land von Unrat oder "Menschen" gereinigt. Werwölfe überlebten die Menschen, es sei denn, sie wurden getötet, was, wie man sich vorstellen kann, nicht oft vorkam.

Ihre gottähnliche Erscheinung täuschte alle um sie herum, denn sie schienen nie zu altern.

Ich hatte gehört, wie alte Leute, die nicht mehr arbeiten konnten, durch die Straßen streiften und von der guten alten Zeit sprachen. Manchmal gab mir das Hoffnung, dass die Dinge wieder "gut" werden könnten, aber sie lebten nie lange.

Die Nachtpatrouille führte sie immer nach der Ausgangssperre um 22 Uhr zum Töten ab; niemand hielt sich nach dieser Uhrzeit mehr draußen auf, es sei denn, man hatte Todessehnsucht.

Ich glaube, diese alten Leute waren an einem Punkt angelangt, an dem es ihnen egal war; sie schienen alle so glücklich. Ich wünschte, ich könnte so naiv sein und meine schreckliche Umgebung ignorieren.

Endlich hielt der Bus und ich wurde hineingedrängt, während die vielen Spätaufsteher versuchten, noch in den Bus zu kommen.

Nachdem ich meinen Ausweis durch den Automaten gezogen und gewartet hatte, bis der unangenehme Piepton zur Bestätigung ertönt war, ging ich zum hinteren Teil des Busses und starrte aus dem Fenster, bis meine Haltestelle kam.

Als ich sah, wie sich alle leise und in vorübergehender Glückseligkeit miteinander unterhielten, hatte ich das Gefühl, als würde jemand mein Herz zerquetschen. Ich wollte es nur ungern zugeben, aber ich beneidete sie.

Ich hatte mal eine Freundin, an die ich oft dachte – Melissa Froth. Sie arbeitete mit mir auf dem Schloss. Obwohl sie viel älter war, vielleicht in ihren Dreißigern oder frühen Vierzigern, war sie wie eine Schwester für mich.

Wir halfen uns gegenseitig bei der Hausarbeit und die Tage schienen wie im Flug zu vergehen, bis sie sich eines Tages nach der Sperrstunde hinausschlich, um sich mit einem Mann zu treffen, der auf dem örtlichen Fischmarkt arbeitete.

Ich weiß nicht, was sie in dieser Nacht vorgehabt hatte, aber am nächsten Tag saß sie nicht mehr im Bus und ich habe sie nie wieder gesehen. Sie hätte mich nie absichtlich verlassen – da war ich mir sicher.

Sie war an diesem Tag sofort ersetzt worden, so, als wäre nichts geschehen. Für die Bestien waren wir alle ersetzbar und hatten keinen wirklichen Wert, außer als Arbeitskräfte zu dienen, bis unsere Körper irgendwann aufgaben.

Meine Hände begannen vor Unbehagen zu zittern; ich konnte mir gut vorstellen, wie einfach es wäre, jemanden, der nicht einmal sprechen konnte, einfach hinauszuschmeißen.

Vor ihr hatte ich kein Problem damit, allein zu sein, denn ich wusste, dass der Versuch, mit mir zu kommunizieren, mühsam sein konnte; aber nachdem ich erst einmal eine Freundin gefunden hatte, tat es jetzt mehr denn je weh, so ganz allein zu sein.

In gewisser Weise war ich froh, dass ich meine Arbeit hatte, die mich beschäftigte und meinen Körper ermüdete und dafür sorgte, dass ich nachts einschlief. Ohne sie hätten mich zu viele schmerzhafte Gedanken wach gehalten.

Als der Bus plötzlich vorwärts ruckte und die Türen knallend aufschlugen, wurde ich aus meinen Gedanken gerissen. Der Werwolf-Busfahrer brüllte unhöflich über den Lautsprecher und befahl uns, auszusteigen.

Ich stand auf, zwängte mich an allen vorbei und ignorierte die bösen Blicke, bis ich endlich draußen an der kalten Luft war und mich auf den Weg zum Schloss machte.

Die Sonne, die hinter dem Schloss aufging, raubte mir immer wieder den Atem. Dieses kleine Zeitfenster war mein Lieblingsteil des Tages.

Dieser Job war ein Geschenk Gottes. Ich hatte eine Vorliebe für das Putzen und für jemanden wie mich war es eines der machbaren menschlichen Arbeitsfelder.

Ich ging eine lange Treppe durch den Hintereingang hinauf, den nur die Dienstmädchen benutzten, und erreichte meinen Abschnitt.

Der Geruch von Zimtschnecken und Speck erfüllte die Luft, als ich an der Küche vorbeikam, und ließ meinen Magen laut knurren. Ich machte mich direkt an die Arbeit im Ostflügel, der für Gäste des Alpha-Königs reserviert war.

Ich schrubbte einen hartnäckigen Fleck in einem der Badezimmer der Suite und hielt kurz inne, um mir den Schweiß von der Stirn zu wischen und meiner Lunge eine Pause von all den Chemikalien zu gönnen.

Ich atmete tief durch, schaute auf und zuckte ein wenig zurück, als ich die Hausdame Dana über mir stehen sah.

Dana war keine nette Frau, aber sie verstand es, ihre Arbeit zu erledigen, und hatte eine Art mit Worten umzugehen, die jeden sofort auf Trab bringen konnte.

Aus irgendeinem Grund hatte ich immer das Gefühl, dass sie etwas war, das ich selbst gern sein wollte, stark.

Ihr gewelltes, rötlich-graues Haar trug sie immer extrem weit hochgesteckt, vielleicht um sie größer und einschüchternder wirken zu lassen. Wenn das überhaupt möglich war.

Ihre Uniform hätte ein paar Nummern größer sein müssen, denn die vorderen Knöpfe hatten Mühe, ihren Busen zu halten; Gott sei Dank trug sie ein Unterhemd.

"Machen wir eine Pause, ja?"

Sie glättete ihre Uniform mit ihren großen Händen und musterte mich von oben bis unten, wobei ihre große Gestalt meine geringe Körpergröße von 1,52 Meter locker in den Schatten stellte. Ich schüttelte schnell den Kopf, woraufhin sie sofort mit den Augen rollte.

"Du brauchst nicht zu lügen. Du wirst nicht fürs Herumlungern bezahlt, Fawn. Du solltest dankbar sein, dass du diesen Job hast. Eine Maus wie du würde es keine Minute mit richtiger Arbeit aushalten. Das solltest du dir gut merken, Mensch."

Ich nickte langsam und machte eine entschuldigende Geste, denn ich wusste, dass sie recht hatte.

"Und jetzt beeil dich, du wirst als Ablösung im Westflügel gebraucht. Jemand anderes wird das hier später erledigen, bevor jemand Wichtiges eintrifft."

Sobald die Worte ihren Mund verlassen hatten, begannen meine Ohren zu klingeln und meine Hände wurden feucht und zittrig. Im Westflügel lebte der Alpha-König, genau die Bestie, die mich nachts in meinen Träumen terrorisierte.

Ich wollte nicht wissen, warum ein Ersatz nötig war, sondern nur, wie ich mir ein Loch graben konnte, das groß genug war, um mich für immer in dem sauberen Teppich unter meinen Füßen zu verstecken.

Ich wurde auf die Beine gezerrt und mit Gewalt aus dem Raum gezogen. Ich deutete zurück in den Raum, aber Dana winkte schnell ab.

"Nein, nein. Du lässt die Arbeitsutensilien dort. Netter Versuch, Maus. Es wird drüben noch viel mehr da sein, keine Sorge."

Dana lachte rau, als sie mich fester schubste, sodass ich fast mit dem Gesicht voran auf den Boden gefallen wäre.

"Jetzt beeil dich. Wir haben nicht den ganzen Tag Zeit."

Mein Magen begann, sich zu drehen und Tränen traten mir in die Augen, als ich an die Situation dachte, mit einer solchen Bestie im selben Raum zu sein.

Was würde passieren, wenn es ihm nicht gefiel, wie ich die Zimmer säuberte? Was, wenn er mich bestrafen würde? Was, wenn ich wie Melissa verschwinden würde?

Ich knautschte den Stoff meiner Uniform in meinen Händen zusammen und beobachtete, wie sich meine Handflächen verfärbten. Ich hielt meinen Kopf gesenkt. Es bestand nicht die geringste Chance, dass ich das hier unbeschadet überstehen würde. Tief in meinem Innern spürte ich, dass es nicht gut für mich ausgehen würde.

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