Die Chicago Bratwa Serie - Buchumschlag

Die Chicago Bratwa Serie

Renee Rose

Zweites Kapitel

Ravil

Das Black Light ist ein geheimer Club, der hinter dem Laden einer Wahrsagerin versteckt ist. Der Türsteher kennt Valdemar, aber ich muss meinen Ausweis vorzeigen, um Zutritt zu bekommen.

Valdemar bleibt stehen und grüßt jeden, den er kennt, also drücke ich mich an ihm vorbei und gehe zur Bar.

„Whiskey auf Eis“, sage ich der Barfrau.

Ich nicke dankbar, als sie mir den Drink hinstellt, und schiebe ein großzügiges Trinkgeld über den Tresen.

Valdemar flirtet mit zwei Frauen und winkt mir zu und ich hebe grüßend mein Kinn. Ich werde nicht hinüberspazieren und mich vorstellen, was genau das ist, was er von mir erwartet. Wenn sie mich kennenlernen wollen, dann müssen sie schon zu mir kommen.

Ich bin vollkommen zufrieden damit, hier zu sitzen und alles zu beobachten.

Zwei Frauen betreten den Club und die Atmosphäre im Raum verändert sich. Männer wie Frauen mustern die beiden Neuankömmlinge unverhohlen.

Die beiden Frauen sind groß. Eine blond, die andere mit langen braunen Haaren. Zuerst glaube ich, sie sind beide Dommes, weil sie eine solche Macht verströmen. Sie scheinen die Kontrolle und das Selbstbewusstsein zu besitzen, die nötig sind, um andere zu dominieren.

Aber dann bemerke ich, dass die Blondine zu verkrampft ist. Das Selbstbewusstsein ist nur eine Fassade – eher ein Verteidigungsmechanismus als eine verinnerlichte Eigenschaft.

Aus irgendeinem Grund lässt das meinen Schwanz steif werden. Es gefällt mir, die Schwäche in anderen zu erkennen. Und diese hier ist absolut köstlich.

Ihr Outfit ist vollkommen daneben. Sie trägt kein Kostüm für ein Rollenspiel, auch nichts Freizügiges mit leichtem Zugriff.

Sie trägt ein rotes Kleid, das an ihren Kurven klebt – die unerheblich sind. Sie ist zu dünn, als ob sie ihren Körper demselben rigorosen Standard unterzieht, mit dem sie auch alle anderen misst. Ihr Hals ist lang und steif wie der einer Ballerina. Ihre Haare sind eingedreht und hochgesteckt.

Wenn sie meine Partnerin wäre, würde ich als Erstes ihre Haare aufmachen und meine Faust darin einwickeln.

Ihren Kopf zurückziehen und diesen Hals freilegen.

Mit meiner Zunge über die Kuhle an ihrem Schlüsselbein fahren und sie schmecken.

Und plötzlich will ich sie unglaublich dringend zur Partnerin haben. Vor allem, weil ich mir ziemlich sicher bin, dass sie es hassen würde. Eine Frau wie sie will einen der Diplomaten. Einen Mann in Anzug und Krawatte. Einen Mann, der eine Show daraus macht, seine Manschettenknöpfe zu öffnen und seine Ärmel hochzukrempeln, um ihr den Hintern zu versohlen.

Keinen tätowierten, russischen Köter in schwarzer Jeans und schwarzem T-Shirt.

Und weil ich ein Mann bin, der jenseits des Gesetzes steht, der nach dem Diebeskodex lebt, gleite ich augenblicklich von meinem Barhocker, um die Sache ins Rollen zu bringen.

„Wen muss ich hier bezahlen, um das richtige Mädchen abzukriegen?“, murmle ich Valdemar auf Russisch zu.

Er unterbricht seine Unterhaltung mit den beiden überaus engagierten Frauen und zieht eine Augenbraue hoch. „Das geht nicht.“

Ich lache spottend auf. „Natürlich geht das. Irgendjemanden kann man immer bezahlen. Wen bezahle ich? Wem gehört dieser Laden?“

Valdemar schüttelt erneut entschieden den Kopf. „Nein, das ist unmöglich. Es hängt allein von der Roulettekugel ab. Das habe ich dir doch erklärt. Ein Glücksspiel. Niemand kann es beeinflussen.“

Mein Kiefer verkrampft sich, als ich mich umblicke. Ich glaube Valdemar, aber ich will seine Antwort nicht akzeptieren.

Ich will die Blondine. Sie verspricht so viel mehr Spaß als diese übereifrigen Frauen, die nur darum betteln, dass ich ihnen Schmerzen zufüge.

Sie muss lernen, loszulassen.

Lernen, Schmerzen zu empfangen.

Lernen, sich zu unterwerfen.

Erst dann sollte sie Lust verspüren.

Erst dann kann sie Lust verspüren.

Weil ich ernsthaft bezweifle, dass diese Frau in ihrem ganzen Leben jemals einen vernünftigen Orgasmus hatte.

Sie und ihre fantastische Freundin gehen zur Bar. Ich bin versucht, meinen Platz wieder einzunehmen, nah genug zu sitzen, um ihre Unterhaltung mit anzuhören, aber ich halte mich zurück. So schnell lasse ich mir nie in die Karten schauen.

Es hat einen Grund, weshalb man mich den Direktor nennt.

Abgesehen davon muss ich meine nächsten Schritte überdenken. Wenn ich diese Frau nicht gewinnen sollten, was für Möglichkeiten bleiben mir dann? Ich könnte den Mann bezahlen, der sie gewinnt, damit er mit mir tauscht.

Da. Das ist ein guter Plan.

Ich werde nicht zulassen, dass er sich weigert. Ich kann sehr überzeugend sein.

Ich trinke meinen Whiskey aus und stelle das Glas auf einem Tablett ab. Das wäre also geklärt.

So oder so, diese Frau wird heute Nacht mir gehören.

Lucy

„Alle schauen dich an“, murmelt Gretchen, als wir uns an die Bar des Black Lights setzen. Ich bestelle einen Rotwein, worüber Gretchen prompt die Augen verdreht.

„Weil ich nicht richtig angezogen bin?“, frage ich. Natürlich liegt es daran, dass ich nicht richtig angezogen bin, ich weiß gar nicht, warum ich überhaupt frage.

„Nein, weil sie neugierig sind. Es ist fast zu schade, dass heute Abend Roulette gespielt wird, weil du an jedem normalen Abend vermutlich freie Wahl bei den Männern hättest.“ Sie schaut sich um. „Wen würdest du dir aussuchen?“

Ich nippe an meinem Wein und drehe mich auf dem Barhocker herum, schaue mich um. Ehrlich gesagt habe ich kaum etwas wahrgenommen, als wir den Club betreten haben. Ich war zu sehr damit beschäftigt gewesen, meine knallharte Gerichtssaalfassade aufzulegen, damit nur niemand bemerkt, wie nervös ich bin.

Es gibt Männer in jedem Alter – viele sind älter als wir, was nur Sinn ergibt, wenn man bedenkt, wie teuer die Mitgliedschaft in diesem Club ist. Die wenigen jüngeren Männer, die ich entdecken kann, sehen aus wie Playboys, die ihr Vermögen verprassen. Die meisten von ihnen sehen absolut fickbar aus.

„Diesen da“, murmle ich und lasse meinen Blick in Richtung eines Mannes mit dunklen Haaren und teurem Anzug schweifen.

Gretchen lächelt. „Gute Wahl. Das hast du nicht von mir gehört, aber das ist Trent Joyner, der CEO der McFennel Holdings – der Firma, die die Hälfte aller Kohleminen in Amerika besitzt. Leider hast du Pech, er ist ein Bottom. Als Domme hatte ich einmal das Vergnügen mit ihm und das war ein ziemlicher Spaß.“

Verdammt. Ich versuche mir vorzustellen, wie ich als Domme jemanden dominiere, so wie Gretchen. Ich glaube, ich würde es hinbekommen – vielleicht wäre ich sogar gut darin. Wenn nötig, kann ich die perfekte Zicke spielen. Aber die Wahrheit ist, dass das nur eine Rolle ist. Eine Figur, die ich mir überziehe, weil das von Frauen, die Anwältinnen für Strafrecht sind, so erwartet wird. Aber es macht mich nicht an.

Nein, im wahren Leben mag ich es vielleicht nie zulassen, aber in meinen dunkelsten Fantasien übernimmt ein Mann die Kontrolle über mich. Als Teenagerin habe ich unter der Bettdecke heimlich Wikingerromane gelesen. Sie begannen immer mit irgendeinem feschen jungen Wikingerkrieger, der die Heldin als seinen Siegespreis davontrug. Und ich habe ihm immer die Daumen gedrückt, dass er sie schließlich für sich gewinnen könnte.

Gretchen hat recht. Sie kennt mich besser, als ich mich manchmal selbst kenne.

„Was ist mit dem da?“, frage ich und wende meine Aufmerksamkeit einem extrem gutaussehenden Mann in einem Anzug zu, der so viel Charme versprüht, dass die Gruppe von Frauen um ihn herum scheinbar am liebsten augenblicklich ihre Höschen fallen lassen würden.

Gretchen verdreht die Augen. „Master Lancelot. Ja, den will jede und leider weiß er das auch.“

„Er nennt sich selbst Master Lancelot?“ Ich lache abschätzig auf. „Okay, ja. Den überspringe ich lieber.“

„Du wirst es dir nicht aussuchen können“, erinnert mich Gretchen. „Unterwerfen, du erinnerst dich? Bitte das Universum, dich mit dem perfekten Dom zusammenzubringen, und es wird es tun.“

„Mhm.“ Gretchen hat schon immer an positives Denken geglaubt, um voranzukommen. Und ich muss sagen, für sie zumindest funktioniert es auch. Mit ihr hier zu sein erinnert mich daran, wie sehr es mir fehlt, von ihrer ansteckenden Sichtweise auf das Leben umgeben zu sein. Als ob alles möglich wäre.

Sie hatte recht. Das hier ist genau das, was ich brauche, um über Jeffrey hinwegzukommen und über die Wirklichkeit dessen, mit fünfunddreißig wieder Single zu sein und meine biologische Uhr lauthals ticken zu hören, die mir sagen will, es ist zu spät – viel zu spät –, um einen Mann zu finden und die Familie zu gründen, von der ich immer geträumt habe.

Ich will das Spiel weiterspielen, auf Männer zu deuten und mir von Gretchen den neusten Klatsch über die Kerle zuraunen lassen, aber der Moderator – ein sehr attraktiver, junger schwarzer DJ, der sich Elixxir nennt – bittet die Teilnehmer auf die Bühne.

Ich kippe den Rest meines Rotweins auf einmal hinunter und stehe auf. „Wird schon schiefgehen“, murmle ich Gretchen zu.

Sie stößt mich mit der Hüfte an. „Mach sie fertig, Frau Anwältin.“

Wir haken uns ein und gehen zur Bühne.

„Ich nehme es zurück. Es war falsch, das zu sagen. Unterwerfen – gib einfach die Kontrolle ab. Vertraue jemand anderem, dass er sich um dich kümmert.“

Ich zittere am ganzen Körper, aber ich nicke trotzdem.

Richtig. Vertrauen.

Sie hat leicht reden. Sie ist heute Abend diejenige, die die Zügel in der Hand hält.

Wir teilen uns auf, als wir zur Bühne kommen – sie geht zu der Stufe, auf der die Doms stehen, ich warte unten auf dem Parkett zusammen mit den anderen Subs. Ich lasse meinen Blick über die Doms schweifen, damit ich dem Universum meine Bestellung durchgeben kann. Wenn ich Gretchens Glauben an quasi spirituelle Manifestation folgen soll, kann ich genauso gut auch ganz ausdrücklich werden.

Er nicht. Er nicht. Er nicht. Er vielleicht. Vielleicht. Ihn würde ich nehmen. Auf gar keinen Fall. Mein Blick verharrt auf einem blonden Mann mit enganliegendem schwarzen T-Shirt. Er scheint bereit für ein Fotoshooting zu sein, ein Bodybuilder-Körper, von Tattoos bedeckt, nur dass die Tattoos nicht schön sind. Das sind nicht Bilder von bunten Drachen oder die Designs, die man heutzutage auf den Armen von jungen Männern sieht.

Seine Tattoos sind schwarz oder dunkelblau, die Muster auffällig, und was ich sehe, lässt mir das Blut in den Adern gefrieren.

Ich habe solche Muster schon einmal gesehen.

Auf den Fotos von Leichen, die der Staatsanwalt mir zugeschickt hatte, als sie einen meiner Klienten befragen wollten.

Es sind Symbole einer Gang, aber nicht die typische amerikanische Straßengang.

Es sind russische Symbole.

Was bedeutet, dass dieser Mann Mitglied einer russischen Verbrecherorganisation ist.

Der Bratwa, wie sie, glaube ich, heißt. Was auf Russisch ~Bruderschaft~ bedeutet.

Ich erschaudere.

Nicht er, Universum.

Auf keinen Fall er.

Ravil

Ich glaube nicht an Zufall. Ich bin meines eigenen Glückes Schmied. Wenn man auf den Straßen von Leningrad aufwächst, wenn man Zeit in einem sibirischen Gefängnis verbringt – dann lernt man, dass es nur eine Person gibt, auf die man sich verlassen kann, das Schicksal zu verändern.

Auf sich selbst.

Manche glauben, sie könnten der Bruderschaft vertrauen, aber ich weiß, dass immer jemand darauf wartet, mir ein Messer in den Rücken zu rammen. Vor allem jetzt, wo ich so weit aufgestiegen bin.

Ich bitte nicht um Glück, als ich meine Nummer ziehe, die die Reihenfolge der Paare bestimmt. Ich bitte nicht um Glück, als ich nach vorne gerufen werde, um das Rad für meine Sub zu drehen.

Ich habe keinerlei Erwartungen, dass meine Kugel auf der Zahl für die Frau im roten Kleid landet. Mein Plan, sie auf einem anderen Weg zu bekommen, steht. Ich achte nicht einmal auf das Drehen des Rads oder auf den Namen, den sie verkünden, als die Kugel zum Liegen kommt. Ich mustere desinteressiert die Gruppe der Subs, gestatte mir nicht, meine Beute überhaupt anzuschauen.

„Master R wird mit Lady Luck gepaart“, lässt der DJ verlauten.

Ich wollte mein reizendes Ziel eigentlich gar nicht anschauen, aber es ist ihre erschrockene Reaktion, die durch ihren ganzen Körper fährt, die mich in ihr Gesicht blicken lässt.

Unsere Blicke treffen sich. Ihrer ist voller Beunruhigung, dann blinzelt sie ein paar Mal und tritt vor.

Sie ist Lady Luck?

Mir stockt der Atem.

So einfach? Ich musste nicht einmal dafür arbeiten.

Lady Luck, allerdings. Vielleicht sollte ich doch an Glück glauben. Ich trete vor und lege meine Hand auf ihren unteren Rücken, fordere sie mit einer leichten, aber besitzergreifenden Berührung ein.

Ich höre zu, als der DJ die wichtigen Informationen vorliest. „Die strikten Limits von Lady Luck sind: ABDL oder Windelfetisch, Blutspiele, Nadelspiele und ~Fisting~.“

Ich höre es mir ohne Reaktion an. Sie wendet den Kopf, um mich anzuschauen, schafft es aber nicht, mir wirklich in die Augen zu blicken. Sie riecht nach Rotwein und fruchtigem Shampoo. Das Verlangen, ihr über den Hals zu lecken, meldet sich mit einem plötzlichen Kribbeln in meinen Eiern zurück.

Ich entschließe mich dazu, mich nicht dagegen zu wehren. Vor allem nicht, weil ich weiß, dass sie nicht glücklich über unsere Paarung ist und ich klarstellen muss, dass es mein Wille ist, dem sie sich jetzt zu unterwerfen hat, ob es ihr gefällt oder nicht. Ich beuge meinen Kopf hinunter und streiche mit meiner Zunge über die Stelle, an dem ihr Hals in ihre Schulter übergeht.

Sie hört auf zu atmen.

Ich lasse meine Zunge über ihre Haut fahren und ein Schaudern überkommt sie. Ein stärkeres Beben als das leise Zittern, das ich ohnehin schon spüre.

„Komm, Lady Luck. Du musst unsere Unterhaltung bestimmen“, flüstere ich ihr ins Ohr.

Ein weiteres Schaudern, aber sie macht ihren Rücken noch gerader – was mir fast unmöglich vorkommt – und gestattet mir, sie zum Roulettekessel zu führen.

Ihre Finger zittern merklich, als sie die Kugel hochnimmt und sie so ungerichtet wirft, dass sie kaum im Kessel bleibt, kreuz und quer herumspringt und lange braucht, bis sie stillliegt.

„Wachsspiele“, verkündet der DJ.

„Ah, eine weitere glückliche Wahl für Lady Luck“, murmle ich.

Sie schickt einen messerscharfen Blick in meine Richtung. Dieses Mal erwidere ich ihren Blick. Ihre Augen stehen weit auseinander und sind von einem weichen Braun, wie ein Reh. Eine reizende Kombination mit den blonden Haaren, die naturblond zu sein scheinen. Ihre Haut ist blass und glatt wie die einer Eisprinzessin. Sie hat hohe Wangenknochen und ein Grübchen in der Mitte ihres Kinns.

Sie hätte Modell sein können, als sie jünger war. Aber dafür ist sie zu schlau. Ihre Augen versprühen Intelligenz. Ich kann es in ihrer Skepsis erkennen, darin, wie sie eilig ihre Umgebung mustert. Ihr Verstand ist wie wild am Arbeiten.

Und ich muss umso härter arbeiten, um ihn auszutricksen.

„Komm, Kätzchen. Lass uns nach ein bisschen Wachs suchen.“

Lucy

Ich werde Gretchen sagen müssen, dass diese ganze Sich-dem-Universum-anvertrauen-Sache ausgemachter Blödsinn ist. Sie war es, die den Namen Lady Luck für mich ausgewählt hatte, weil sie sagte, es würde helfen, die Dinge zu benennen, an die man glauben will.

Aber das hier ist das Gegenteil von Glück.

Ich habe ausdrücklich gesagt, nicht er.

Obwohl mir jetzt wieder einfällt, dass sie mir möglicherweise auch gesagt hat, niemals um etwas in der Verneinung zu bitten, weil das Unterbewusstsein – oder das Universum – oder welche mentalen Verrenkungen auch immer Gretchen zu der Zeit gerade praktizierte – nicht die Verneinung hört, sondern nur das, worauf man sich konzentriert. Und in diesem Fall war das der Russe.

Verdammt.

Master R führt mich von der Bühne und zum Glück hält er meinen Ellenbogen fest, denn meine Knie sind so weich, dass ich kaum in den Stilettos laufen kann, in denen ich sonst für gewöhnlich ohne Probleme daher stolzieren kann.

Ich weiß nicht, ob er merkt, wie viel Angst ich habe, oder nicht. Er ist ziemlich undurchschaubar.

Weil er viel zu verbergen hat, bemerkt meine innere Anwältin.

Er führt mich zum Geschenkeladen des Clubs, wo eine hübsche, junge Verkäuferin ihn bedient. Er bestellt das Wachs und außerdem eine lederne Klopfpeitsche. Trotz meiner Beklommenheit und meinem totalen Widerwillen, mit diesem Kriminellen auf irgendeine Art und Weise intim zu werden, kann ich den Anflug von Interesse, der beim Anblick der Peitsche durch mich hindurchschießt, nicht leugnen. Das ist das einzige Gerät, das ich ausprobieren wollte, vor allem, weil Gretchen erzählt hat, es könne auch auf eine sinnliche und sanfte Weise eingesetzt werden, abgesehen von den Schmerzen, die es zufügt.

Mir wird bewusst, dass ich kein Wort gesagt habe, seit wir zusammengewürfelt wurden, und die Anwältin in mir bricht hervor. „Wozu die Peitsche?“, frage ich, während er die Sachen entgegennimmt und mich aus dem Zimmer führt. „Die Kugel ist nicht auf Auspeitschen gelandet.“

„Hmm.“

Wie bitte? Was ist das denn für eine Antwort?

Er hält inne und nimmt mein Kinn in die Hand. „Es hat mir besser gefallen, als du nicht gesprochen hast.“

Mir fällt vor Schreck der Mund auf. Wie unverschämt.

„Sagen wir doch einfach: kein Wort, außer es ist das Safeword. Du bist mit den Safewords im Black Light vertraut, nehme ich an?“

Ich knirsche mit den Zähnen. Jetzt bin ich irgendwie sauer.

Belustigung spielt über sein Gesicht und ich erkenne, dass das seine Absicht war. Sein Blick fällt auf meine Brüste und ich folge seinen Augen. Ich trage keinen BH und meine Nippel stehen in steifen Spitzen hervor. Als ob es mir gefallen würde, dass er ein Arsch ist, der mir befiehlt, den Mund zu halten.

Grrr.

„Ich brauche jetzt eine Antwort von dir, kotjonok. Sag mir, ob du dich an die Safewords erinnerst.“

Meine Augen werden schmal. Ich will nicht antworten, einfach nur, um ihn zu ärgern. Aber ich bin in dieser Umgebung zu unsicher, um solche Spielchen zu spielen. Überall um mich herum sehe ich Foltergeräte und er könnte jedes davon aussuchen und an mir benutzen. Nicht, dass ich nicht einfach das Safeword aussprechen könnte und aus dem Schneider wäre.

Ehrlich gesagt, ich könnte das Safeword auch jetzt sofort benutzen und wäre aus der ganzen Sache raus.

Ich müsste nur rot sagen und die Nacht wäre vorbei. Wir beide würden zwar offiziell „verlieren“, aber das ist mir egal.

Nur, dass es das irgendwie doch nicht ist.

Ich bin extrem ehrgeizig, eine Persönlichkeit vom Typ A, die, die es nicht ertragen können, zu verlieren.

Verdammt.

Ich zwinge die Worte über meine Lippen. „Ich erinnere mich.“

Er berührt meinen Mund. „Weniger giftig, Kätzchen. Ich weiß, dass du Angst hast. Das brauchst du nicht –“

„Ich habe keine Angst“, unterbreche ich ihn, vergesse für einen Moment, dass es mir nicht gestattet ist, zu sprechen.

Zu meiner Überraschung stimmt er zu. „Natürlich nicht.“ Er kommt auf mich zu. „Du bist sehr stark.“ Ich trete einen Schritt zurück, aber er kommt hinterher, drängt mich gegen eine Wand. „Aber bei mir ist es in Ordnung, Angst zu zeigen.“ Er streicht mit der Rückseite seiner Finger über meine Wange. „Ich bin für dich verantwortlich. Du musst mir alles offen zeigen, damit ich weiß, wie weit ich dich treiben kann. Ansonsten kann ich dir keine Lust verschaffen.“

Ein Schaudern durchfährt mich. Es kommt mir so vor, als ob ich jedes Mal erschaudere, wenn dieser Mann mit mir spricht, nur diesmal bemerke ich ein Kitzeln von Hitze, das das Beben begleitet, nicht die Eiseskälte, die ich vorher verspürt habe.

Gänsehaut breitet sich auf meinen Armen aus. Er spricht über Lust, so wie Gretchen es versprochen hat.

Er löst meine Haare aus dem Knoten, von dem Gretchen schon gesagt hat, dass er vollkommen falsch wäre. Dann fällt seine Hand auf meine Beine und gleitet nach oben, schiebt den Saum meines Kleides höher und höher, bis er nur noch zu meiner Hüfte reicht. Seine Augenbrauen zucken erstaunt in die Höhe. „Kein Slip?“ Sein Grinsen ist ungebändigt. „Gute Wahl, Kätzchen. “ Er streicht mit der Fingerspitze um meinen Oberschenkel und fährt an der inneren Rundung meiner Arschbacke entlang.

„Das ist dein erstes Mal hier, habe ich recht?“

„Ist das so offensichtlich?“ Ich weiß nicht, ob ich sprechen darf, aber das letzte Mal hat er es auch durchgehen lassen.

Er schüttelt den Kopf. „Für niemanden außer mich“, verspricht er, was ich bezweifle. Ich muss knirschend anerkennen, dass er versucht, meinen Stolz zu beschützen. Das überrascht mich, wenn man bedenkt, dass es bei diesem Spiel vorrangig um Erniedrigung geht.

„Wir werden jetzt Folgendes machen, kotjonok. Ich werde dir dabei helfen, dich auf das Wesentliche zu konzentrieren. Werde dir helfen, loszulassen. Schließ deine Augen.“

Ich will nicht.

Ich will das wirklich nicht.

Ich starre ihn herausfordernd an, aber er ist zuversichtlich. Geduldig. Als ob er wüsste, dass ich schließlich tun werde, was er will.

Na ~schön~. Ich schließe die Augen.

In dem Augenblick, als sich meine Lider schließen, öffnet er mein Wickelkleid und zieht es mir vom Körper. Meine Augen fliegen auf. Ich habe unter dem Kleid nichts an, stehe jetzt also splitternackt vor allen anderen!

Augen zu.“ Sein Befehl klingt überhaupt nicht mehr wie die schmeichelnden Worte, mit denen er noch vor wenigen Augenblicken mit mir gesprochen hat. Es ist ein rauer, kehliger Befehl. Ein Befehl, der augenblicklichen Gehorsam verlangt. Mein Körper reagiert noch vor meinem Verstand. Ich kneife die Augen zu.

Er verbindet mit dem Gürtel meines Kleides meine Augen und verknotet ihn an meinem Hinterkopf.

Für einen Augenblick stehe ich nur da und warte darauf, dass etwas passiert.

Nichts passiert. Ich spüre, wie er vor mir steht, kann seinen sanften Atem hören, spüre die Wärme seines Körpers. Er berührt mich und ich zucke überrascht zusammen. Seine Hand legt sich auf meine Rippen – leicht. Ganz leicht. Er fährt mit den Fingern meine Seite hinunter, bis er an meiner Taille ankommt. Dann fährt er über meinen unteren Rücken und bis zu meinem Hintern.

„So ist es einfacher, oder nicht? Du bist jetzt nur noch auf mich konzentriert. Du musst mir vertrauen, dich zu führen.“

„Das gefällt mir nicht.“

Sein Lachen ist sanft. „Ich weiß, kotjonok.“

„Was bedeutet das?“, verlange ich.

„Es bedeutete Kätzchen. Ein Kosewort, keine Geringschätzung deiner Bissigkeit.“ Er streicht mit einem Finger über meine Unterlippe – vielleicht sein Daumen. „Für mich lässt du deine Krallen aber schön stecken, oder etwa nicht, meine wunderschöne Löwin?“

Ich habe keinen Schimmer, woher er diese Vorstellung von mir nimmt. Sie ist unverschämt und besänftigt gleichermaßen meinen Zorn. Aber das ist Blödsinn. Vermutlich sagt er das zu jeder.

Und aus irgendeinem Grund macht mich das sauer.

Seine Fingerspitze umkreist meinen rechten Nippel. Mein Schaudern wird stärker.

„Dir ist nicht etwa kalt, Lady Luck?“

Ich schüttle den Kopf. Die Heizung im Club ist hochgedreht – um sicherzustellen, dass den spärlich bekleideten Subs warm ist, nehme ich an. Ich bin mir allerdings nicht sicher, ob es den Männern in den dreiteiligen Anzügen auch gefällt.

Sosehr ich es auch hasse, meine Augen verbunden zu haben – und ich verabscheue es wirklich zutiefst –, Master R hatte recht damit, was es bewirkt.

Ich bin komplett auf ihn fokussiert. Seine Nähe. Seine Stimme. Und vor allem auf seine Berührungen. Jedes Mal, wenn er mich berührt, rauscht eine Schockwelle der Hitze durch mich hindurch.

Und die Tatsache, dass seine Berührungen so federleicht sind, erhöht meine Aufmerksamkeit nur noch zusätzlich. Jeder seiner Atemzüge ist mir nun gnadenlos bewusst. Die Distanz zwischen unseren Körpern. Der Raum dazwischen.

Er verändert seine Berührung, drückt mit seinen Handknöcheln auf mein Brustbein und fährt langsam daran hinunter. Mein Bauch bebt, als er darüberfährt und dann hinunter zu meinem frisch gewachsten Venushügel gleitet.

Ich bringe mich in Verlegenheit, da ich ein winziges Wimmern ausstoße, als er über meine Schamlippen streicht.

„Spreizen.“

Ein einziges Wort als Befehl. Kein bitte. Kein ~danke~. Absolute Überzeugung, dass ich ihm Gehorsam leisten werde.

Ich schlucke. Rutsche auf meinen Absätzen herum, um meine Beine einen Zentimeter weiter zu spreizen.

„Weiter.“

Ein Finger fährt leicht über meinen Schlitz.

Meine Muschi zieht sich zusammen. Mein Bauch spannt sich an.

„Noch nicht reif“, bemerkt er. „Bald.“

„Bald was?“ Ich erwarte immer noch, dass er mich früher oder später dafür bestraft, zu sprechen, aber bis jetzt hat er es nicht getan.

„Bald wird sie darum betteln.“

„Sie? Hast du meine Muschi gerade personifiziert?“

Seine Lippen streifen über mein Schlüsselbein und ich zucke bei der Berührung zusammen. „Ab jetzt wird nicht mehr gesprochen, Kätzchen. Es sei denn, du sagst zuerst gelb.“

„Gelb.“ Ich bin so verdammt dickköpfig. Ist mir schon klar. So habe ich das Jurastudium durchgestanden und sichergestellt, dass mich die Partner meines Vaters respektieren, als ich in der Kanzlei zu arbeiten angefangen habe.

„Sprich, Kätzchen.“ Ein Anflug von Milde schwingt in seinem Tonfall mit. Als ob ich ein Kindergartenkind wäre, das seine Grenzen austestet, und er mir demonstrieren würde, dass die Regeln so funktionieren, wie sie sollen.

„Ich mag die Augenbinde nicht.“

Er rückt den Stoffstreifen zurecht. „Ziept sie an den Haaren? Ist sie zu eng?“

„Nein“, gebe ich zu.

„Dann bleibt sie.“ Als ich meinen Mund öffne, wiederholt er es in einem Leg-dich-besser-nicht-mit-mir-an-Tonfall. „Sie bleibt oder du sagst ~Rot~ und beendest das hier. Aber ich glaube, das willst du nicht wirklich.“ Er nimmt meinen linken Nippel zwischen seine Finger und kneift ihn, erhöht nach und nach den Druck, bis ich nach Luft schnappe. „Oder doch, Kätzchen? Du darfst antworten.“

„Nein.“

Nein, Master“, korrigiert er mich.

Arschloch.

„Nein, Master.“

Er lässt meinen Nippel los. „Braves Mädchen.“

Ravil

Sie ist vorzüglich. Reizend und stark, aber auch zerbrechlich. Ich liebe es, mit ihr zu spielen.

Es wird ein langes Spiel werden. Ich muss langsam machen. Und auch, wenn mir klar ist, dass es bei der Roulette-Veranstaltung um Zufall und Unterhaltung geht, bin ich geneigt, diverse Reize einzusetzen, um eine Erfahrung für sie zu schaffen. Und Wachs allein wird meine Lady Luck vermutlich nicht feucht machen. Ich muss mit Sinnesentzug anfangen. Sie an mich binden. Ihre Sinne schärfen. Sie dazu bringen, sich nach meiner Berührung zu verzehren.

Nur dann wird das heiße Wachs sinnlich genug sein, um sie heiß zu machen.

Bondage könnte auch helfen. Sie muss so verletzlich und so ausgestellt wie möglich sein.

„Ich sehe einen Platz, an dem wir spielen können“, sage ich ihr. „Soll ich dich führen oder tragen? Du darfst jetzt antworten.“

Manchen Frauen nimmt man alle Entscheidungen ab. Gibt alles vor. Aber ihr überlasse ich ein Quäntchen Kontrolle, an dem sie sich festklammern kann. Es ist natürlich nicht echt. Die einzige wirkliche Kontrolle, die sie hat, ist ihr Safeword, aber ich bin bereit, ihr diese Illusion zu lassen.

„Führen.“

Ich wusste, dass das ihre Antwort sein würde. Zu schade. Es hätte mir gefallen, wenn sie diese schlanken Arme um meinen Nacken geschlungen und ich ihr Gewicht in meinen Armen gespürt hätte. Vielleicht später.

Ich lege meinen Arm eng um ihre Taille und nehme mit der anderen Hand ihren Ellenbogen, sodass unsere Hüften eng aneinandergepresst sind. So ist es einfacher, sie zu führen, trotz ihrer zögerlichen Schritte.

Sie nackt auszuziehen, war hilfreich für ihren Kopf. Meinen Gedanken bringt es nichts.

Ich werfe den Zuschauern, die uns interessiert und wertschätzend beobachten, einen mordenden Blick zu, während ich meine wunderschöne Lady Luck durch das Publikum führe. Für gewöhnlich bin ich kein eifersüchtiger Mann. Aber etwas an ihr beschwört einen wilden Beschützerinstinkt in mir empor. Vielleicht liegt es daran, dass die Frauen, mit denen wir in der Vergangenheit gespielt haben, die Aufmerksamkeit genossen haben.

Diese hier tut das nicht, glaube ich. Oder zumindest noch nicht.

Ich führe sie zu einem gepolsterten Tisch, dann drehe ich sie um und schiebe sie so, dass sie sitzt. „Auf den Rücken, kotjonok.“ Ich bringe sie in Position, lege meine Hand unter ihren Hinterkopf, um ihn hinunterzuführen.

Schnell fessle ich ihre Hand- und Fußgelenke. Augenblicklich testet sie die Fesseln aus, dreht ihre Handgelenke und zerrt an den ledernen Handschellen.

Sie ist eine reizende Gefangene – blasse Haut und nervös, nicht wollüstig wie die anderen Subs hier. Unter ihrer Unsicherheit verbirgt sich Verlangen, aber es muss erst herausgelockt werden.

Ihr Atem geht stockend, ihr flacher Bauch bebt mit jedem Einatmen. Ihre Lippen öffnen sich und sie wendet das Gesicht etwas nach rechts, als ob sich nach mir lauschen würde.

„Ich schaue nur zu, Kätzchen“, sage ich und ihre verbundenen Augen schnellen in meine Richtung. „Du bietest einen wunderschönen Anblick. Geradezu engelsgleich.“

Ihre Lippen bewegen sich, wollen ein Wort formen, aber dann fallen sie wieder zu. Vielleicht hat sie sich endlich an meine Regel erinnert, nicht zu sprechen.

Ich nehme die Peitsche in die Hand und lasse sie von der Kuhle an ihrem Schlüsselbein hinunter zu ihren Brüsten gleiten. „Du hattest Interesse hieran.“

Überraschung flackert über ihr Gesicht – ob sie überrascht ist, weil ich ihr Interesse bemerkt habe oder weil sie sich ihres eigenen Interesses nicht bewusst war, kann ich nicht sagen. Eine Peitsche ist ein perfektes Spielzeug für eine Anfängerin. Die Lederriemen können sich wie die zärtlichste Liebkosung anfühlen, wenn sie sanft eingesetzt werden. Und selbst ihr Biss kann warm und einhüllend sein, wenn er korrekt angewendet wird.

Ich lasse mir Zeit, fahre über ihre Brüste, ihre Seiten hinunter, kitzle ihre Rippen. An der Unterseite ihrer ausgestreckten Arme entlang. Ich streiche über die Seite ihres Gesichts, verlangsame meine Bewegungen und beobachte, wie ihr Atem sich meiner Geschwindigkeit angleicht.

Ich schnicke mit dem Handgelenk und lasse die Spitzen der Riemen über die Seite ihre Brust schlagen. Sie schreit auf, zuckt überrascht zusammen. Mir ist klar, dass es nicht wehgetan hat – vielleicht ein kurzes Brennen –, aber sie ist mir jetzt komplett hörig.

Ich belohne sie, indem ich die weichen Riemen über ihren Bauch und zwischen ihre Beine gleiten lasse. Ihr Beben verrät ihre Erregung. Ich fahre weiter an der Innenseite ihres Schenkels entlang und kitzle ihre Fußsohle, dann arbeite ich mich an ihrem anderen Bein wieder nach oben.

Schnell lasse ich die Riemen über ihre Muschi peitschen und ihr Rücken biegt sich vom Tisch. Ihr Schrei ist dieses Mal noch erotischer. Sie fällt unter meinen Bann.

Mein Schwanz drückt gegen den Stoff meiner Jeans, aber ich ignoriere ihn. Andere Subs hier fänden es vielleicht erregend, auf die Knie gezwungen zu werden und einen Schwanz in ihren Mund gestopft zu bekommen, aber diese hier nicht.

Ein langes Spiel.

Ihr Vergnügen kommt zuerst.

Ich muss sie davon überzeugen, Lust von mir zu empfangen, bevor ich eine Gegenleistung erwarten kann.

Wieder lasse ich die Riemen der Peitsche zwischen ihre Beine gleiten. Ich sehe, wie ihre schimmernden Säfte dort zusammenströmen. Ich möchte sie mit meinem Finger prüfen, sie mit meiner Zunge schmecken, aber ich halte mich zurück. Finger und Zunge wären zu diesem Zeitpunkt zu überstürzt.

Sie benötigt mehr Vorbereitung. Peitsche und Wachs.

Dann kommt ihr nächster Wurf mit der Kugel. Dann der dritte Wurf. Ich besitze diese Kreatur für drei Stunden. Ich kann mir mit ihrer Verführung also Zeit lassen.

Es ist seltsam, wie viel Befriedigung mir dieses Spiel bereitet – ich bin tatsächlich froh, dass Valdemar mich mitgeschleppt hat. Vermutlich ist es die Herausforderung. Es ist Jahre her, dass mich eine Frau zuletzt herausgefordert hat. Sogar amerikanische Frauen werfen sich mir zu Füßen dank des Reichtums und der Macht, die ich angehäuft habe.

Somit stellt diese hier eine Herausforderung dar und der Direktor in mir – der Schöpfer von Gelegenheiten, der Strippenzieher des Erfolgs der Bratwa in Nordamerika – liebt es, Herausforderungen zu lösen.

Ich fahre mit meiner trägen Erkundung ihrer Haut mit den Quasten fort, streichle, peitsche, benutze ihren Körper, während ich ihre Fantasie reize.

„Das ist mal was anderes für dich.“

Ich muss meine Irritation darüber verbergen, Valdemars Stimme zu hören. Er steht am anderen Ende des Tisches, zusammen mit einer niedlichen Sub in Schulmädchen-Outfit, die sich an ihn klammert.

„Was genau?“, presse ich hervor.

„Ich bin es nicht gewohnt, dich so sanft mit einer Frau zu sehen. Wo ist die Reitpeitsche? Die Tränen? Ist die hier etwa aus Glas?“

Mudak.

Im Ernst, was für ein Idiot. Für einen Diplomaten hat Valdemar verdammt wenig Fingerspitzengefühl.

Ich würde ihm am liebsten eine Ohrfeige verpassen.

„Lady Luck verlangt ein langsameres Vorgehen. Nicht jede Sub liebt Schmerzen. Steht denn deine darauf?“

Das Mädchen mit den Pferdeschwänzen kichert. „Nur, wenn ich ein unartiges Mädchen bin.“

Meine Taktik hat funktioniert, weil Valdemar seine Aufmerksamkeit wieder seiner Sub zuwendet und sie davon spazieren.

„Entschuldige meinen Freund“, murmle ich und lasse die Peitsche über ihre Brüste gleiten. „Ich habe nicht vor, dich zum Weinen zu bringen.“

Ihre Lippen öffnen sich, dann schließen sie sich wieder. Ich lasse einen weichen Lederriemen über ihren Mund streifen.

„Danke“, sagt sie schließlich, als ich die Quasten ihren Hals hinunterfahren lasse.

Ihr Zugeständnis entgeht mir nicht. Vielleicht haben Valdemars Bemerkungen eher geholfen als geschadet. Ist mir nur recht.

Meine Gedanken fokussieren sich. Sie lässt sich tief in den Raum fallen, den ich ihr bereitet habe. Ich möchte am liebsten damit anfangen, sie richtig auszupeitschen, aber das würde ihre Haut von dem Schock des heißen Wachses ablenken, also lege ich die Peitsche beiseite und gestatte ihr einen Augenblick, um etwas runterzukommen.

Für einen langen Moment bewege ich mich nicht. Ich beobachte sie dabei, wie sie den Kopf neigt, mich mit ihren Sinnen zu suchen scheint. Das letzte Mal habe ich sie versichert. Jetzt lasse ich sie im Ungewissen.

Sie öffnet den Mund, als ob sie etwas sagen wollte, aber dann hält sie sich zurück. Ich gebe ihr noch ein paar Sekunden Zeit, dann umkreise ich einen ihrer Nippel mit meiner Fingerspitze.

Sie zuckt zusammen und ein Beben rollt durch ihren Körper.

„Hübsch“, bemerkte ich und umkreise ihren anderen, ebenfalls steifen Nippel. Ich zwicke sie gleichzeitig und drücke sie zusammen. „Die würden sich in Klammern sehr gut machen. Würde dir das gefallen? Nicke mit dem Kopf, wenn es dir gefallen würde.“

Ihr Kopf rollt uneindeutig herum. Kein Nicken, kein Kopfschütteln.

Ich versetzte ihrer Brust einen leichten Hieb. „Ja? Na gut. Dann werde ich später welche besorgen. Ich werde dich nicht unbeaufsichtigt hier zurücklassen.“

Ich weiß nicht, warum ich sie auf diese Weise rückversichere. Ich sollte sie nervöser machen. Sie sowohl rückversichern als auch verunsichern.

„Hast du jemals heißes Wachs auf deiner Haut gespürt?“

Sie schüttelt den Kopf.

Ich zünde die Kerze an und lasse die Flamme eine Pfütze an geschmolzenem Wachs brennen. „Es gibt nichts zu befürchten. Etwas Hitze, dann kühlt es ab. Dieses Wachs schmilzt schon bei relativ niedrigen Temperaturen, also wird es deine hübsche Haut nicht beschädigen. Es ist der Ort, an dem ich das Wachs benutze, der dich um Gnade winseln lassen wird.“

Sie schüttelt den Kopf.

„Das ist niedlich.“ Ich stupse ihre Nasenspitze an. „Du kannst mir nichts verbieten. Es sei denn, du benutzt das Safeword. Aber das bezweifle ich. Du gibst nicht auf.“

Wieder schüttelt sie den Kopf, als ob sie mir zustimmen würde.

Ich schwenke das Wachs in der Kerze herum, dann halte ich sie über ihren Bauch und lasse einen Tropfen hinunterfallen.

Ich liebe es zu sehen, wie sich ihr Bauch zusammenzieht, sie mit einem langgezogenen Atemzug nach Luft schnappt. Sie ist zu dünn. Wenn sie meine Frau wäre, würde ich sicherstellen, dass sie besser mit ihrem Körper umgeht. Sich nicht solchen strikten Standards unterwirft.

Ich frage mich, was sie beruflich macht. Pharmavertreterin? Nein, sie sieht gut genug aus, aber sie ist keine Bittstellerin. Sie ist eher der Typ CEO.

Meine Neugierde ist seltsam. Ich will meine Partnerinnen eigentlich nicht näher kennenlernen. Ich bevorzuge es, Begegnungen wie diese unpersönlich zu lassen. Geheimnisse verstärken nur die Erregung.

Außerdem geht es im Black Light ausdrücklich um Anonymität. Ein Ort, an dem die Reichen und Berühmten, die einflussreichen Menschen dieser Welt, sich ihren sexuellen Vorlieben hingeben können ohne Angst, geoutet zu werden.

Ich lasse einen weiteren Tropfen Wachs fallen, dann einen weiteren. Ich forme mit dem Wachs einen Kreis um ihren Bauchnabel, male ein Muster. Dann wende ich mich ihren Nippeln zu. Sie zuckt zusammen und faucht, als der erste Tropfen hinunterfällt, aber ihre Nippel werden größer, schwellen unter dem Wachs an und werden hart.

Ihr Atem geht schneller, in kurzen Stößen. Sie windet sich rastlos, zieht an den Fesseln.

„Ich will jetzt deine Stimme hören“, sage ich ihr. „Sag mir, was du brauchst.“

„Brauche?“ Sie ist ganz atemlos. Sie klingt verwirrt. „Ich-ich brauche …“

„Was, kotjonok? Braucht deine Pussy etwas Aufmerksamkeit?“ Ich lasse etwas von dem Wachs auf ihren Venushügel tropfen und sie schnappt nach Luft.

„Ja – nein!

Ein weiterer Tropfen. Er landet auf ihrer Schamlippe. „Was brauchst du?“ Ich lasse einen weiteren Tropfen fallen, dann einen weiteren. „Was bereitet dir Vergnügen, Lady Luck?“ Ich lasse das Wachs auf die Innenseite ihrer Schenkel tropfen.

Sie wimmert.

Wenn sie bereit wäre, würde ich sie um Erlösung flehen lassen, aber ich habe sie noch nicht ganz für mich gewonnen. Sie ist stolz und reserviert und ihr zu befehlen, zu betteln, würde sie am Ende nur stur machen. Einfach nur zu verlangen, dass sie eine Bitte äußert, ist der erste Schritt.

„Sag es mir, Kätzchen.“

„Kannst du mich … anfassen?“

„Hier?” Ich bringe meinen Daumen zu ihrem Schlitz und berühre ihren Kitzler. Gleichzeitig lasse ich etwas Wachs auf ihren Nippel tropfen.

Ihre Hüften schnellen in die Höhe. „Ja! Ähm … ja, dort. Und…“ Ihr Kopf fliegt hin und her.

Es ist so verflucht schön. Als ob ich eine seltene und exotische Kreatur in ihrem natürlichen Umfeld beobachten würde. Den Schneeleoparden des Himalayas. Meine wilde und sinnliche Löwin.

Ich presse meinen Daumen weiter auf ihren Kitzler und reibe ihre Öffnung mit Zeigefinger und Mittelfinger. Ihr Schoß ist geschwollen und feucht und meine Finger gleiten ungehindert in sie hinein.

Ich lege die Kerze zur Seite. „Ist es das, was du brauchst?“

„Ja, bitte.“

Na also, ich habe ein bitte erhalten und musste es noch nicht einmal einfordern. „Ja, Master“, korrigiere ich sie.

Ich reibe ihre innere Wand, such nach ihrem G-Punkt. Als ich ihn finde, ziehen sich ihre Muskeln um meine Finger zusammen und ihre Beine zucken.

Ich lasse mir Zeit. Langsam streichle ich über die empfindliche Haut. Ich könnte sie jetzt auch hart mit meinen Fingern ficken, diesen Punkt mit jedem Stoß berühren, und sie würde in weniger als dreißig Sekunden kommen.

Aber ich will sie bis an ihre Grenze treiben.

Sehen, wie verzweifelt sie wird, wenn sie die Erlösung wirklich braucht. Ihren Widerstand noch ein wenig mehr brechen.

Ich mache weiter, warte so lange, bis sie kleine Geräusche von sich gibt, bis ihr Körper bebt und zittert, direkt dort vor dem Abgrund. Dann lasse ich meine Finger herausgleiten.

Sie schnappt nach Luft. Ihre Lippen öffnen sich, warten ab. Als ich mich nicht bewege, nichts sage, bettelt sie mich an. „B-bitte, Master?“

Mein Schwanz wird steinhart.

Ich löse die Fesseln an ihren Füßen, dann die Handschellen.

Sie setzt sich auf. „W-was ist los?“ Sie ist völlig verwirrt.

„Auf die Knie, Kätzchen“, sage ich sanft. „Zeig mir, wie sehr du es willst.“

Das beleidigt sie. Ich kann es an der Starre erkennen, die in ihren Rücken fährt. Daran, wie steif ihre Schultern werden.

Aber sie will es. Ihre Wangen und ihr Hals werden rot, die Hitze ihres Körpers schwebt zwischen uns.

Ich ziehe an ihrem Ellenbogen und sie geht vor dem Tisch in die Knie.

Ich knöpfe meine Jeans auf und befreie meine Erektion. „Finde Lust darin, Lust zu schenken, kotjonok“, ermuntere ich sie.

Sie öffnet bereitwillig ihren Mund und ich lasse meinen Ständer hineingleiten.

Es ist ein langsamer Anfang. Es dauert ein paar Augenblicke, bis sie wieder in der Stimmung angelangt ist, die ich für sie erschaffen habe, aber dann ist sie wieder da.

Und als es so weit ist, ist es einfach fantastisch.

Ihre Hände legen sich auf meine Hüften und sie macht ihre Wange hohl, um mich heftig zu lutschen. Sie sitzt mit gespreizten Knien auf dem Boden, ihr Rücken ist gebogen. Ihr Enthusiasmus erregt die Aufmerksamkeit der Leute um uns herum und die Energie im ganzen Raum knistert.

Am liebsten will ich sagen, dass sie sich alle verpissen sollen, aber das würde meine wunderschöne Unterworfene alarmieren und ich kann nicht zulassen, dass sie gehemmt wird. Ich nehme den Flogger in die Hand und lasse die Riemen sanft auf die Seiten ihrer Schenkel schlagen, während sie mir den Schwanz lutscht, bis sie um meinen Ständer herum zu stöhnen beginnt.

Ich lasse für eine Weile die Zügel locker, überlasse ihr die Führung, bis ich die Kontrolle zu verlieren beginne. Dann greife ich nach ihrem Hinterkopf und nehme mir, was ich will. Zuerst verspannt sie sich, dann wird ihr Kiefer locker und sie lässt mich in ihren Mund pumpen.

„Genau so“, lobe ich sie. „Braves Mädchen.“

Ihre Zunge kreist über die Unterseite meines Schwanzes. Meine Eier ziehen sich zusammen. Ich will, dass es niemals aufhört, aber ich brauche das auch, um meine Erregung loszuwerden, damit ich es entspannt genießen kann, meine Lady Luck zu dominieren.

Ich schließe die Augen und gebe mich ganz dem köstlichen Gefühl ihres heißen, feuchten Munds und den kleinen Geräuschen, die sie ausstößt, hin.

„Ich komme, Kätzchen“, warne ich sie. „Lutsche ihn schön ordentlich und schlucke jeden letzten Tropfen wie ein ganz braves Mädchen.“

Ich gebe der Sache eine 50-50-Chance, dass sie meinem Befehl Folge leistet, aber sie scheint wirklich Lady Luck zu sein, denn sie ist gehorsam.

Ich ziehe ihr die Augenbinde vom Kopf, weil ich ihre Augen sehen will. Sie blinzelt mich überrascht an und lässt mich aus ihrem Mund gleiten, sinkt zurück auf ihre Fersen.

„Braves Mädchen.“ Ich hebe ihr Kleid hoch und lege es ihr wie einen Kimono um die Schultern, dann greife ich nach ihrem Ellenbogen und helfe ihr auf die Füße.

Verwirrung huscht über ihr Gesicht.

„Auf deine Befriedigung lasse ich dich noch warten“, erkläre ich ihr.

Lucy

Das ist nicht sein Ernst.

All die aufgestaute Energie verwandelt sich in Zorn, als mir klar wird, dass er mich nur dazu gebracht hat, ihm den Schwanz zu lutschen, ohne mir meinen hart erarbeiteten Orgasmus zu bescheren.

Okay, vielleicht nicht ganz so hart erarbeitet, aber ich habe trotzdem das Gefühl, ordentlich durch die Mangel genommen worden zu sein. Das Wachs und das Auspeitschen haben zwar nicht wehgetan, aber die ganze Erfahrung an sich war einfach intensiv.

Er muss meinen Zorn bemerken, denn er nimmt mein Kinn in seine tätowierten Finger. Seine Berührungen waren nichts als sanft, aber ich zucke dennoch jedes Mal zusammen, wenn er die Hand nach mir ausstreckt.

„Was immer du jetzt sagen willst, sag es lieber nicht. Du gehörst noch für die nächsten beiden Szenen mir. Du wirst deine Belohnung bekommen, wenn ich es so entscheide.“ Sein Akzent fängt an, mir zu gefallen. Vielleicht, weil seine Stimme das Einzige war, woran ich mich halten konnte, als meine Augen verbunden waren.

Ich schüttle seine Hand ab und ziehe den Stoff meines Kleides um meinen Körper zusammen, dann verknote ich den Gürtel. Das harte Wachs klebt noch immer an meiner Haut, in einer ständigen Erregung meiner sensibelsten Körperregionen.

Alles schwirrt. Mein Innerstes ist ganz heiß und erregt. Beinah schon unangenehm. Das muss die weibliche Form von Kavaliersschmerzen sein. Mir war nicht klar gewesen, dass sowas existiert. Noch nie im Leben war ich so aufgegeilt.

Ich schätze, ich bin schnell gestresst. Angespannt. Ich kann an einer Hand abzählen, wie oft ich tatsächlich mit einem Partner zusammen zum Höhepunkt gekommen bin.

Und ich war so verdammt kurz davor.

Und dann musste dieser Russe – Master R – seine Hand zurückziehen.

Im Ernst, wenn ich heute Nacht nicht komme, werde ich das diesem Mann nie verzeihen.

Nicht, dass ich ihn jemals wiedersehen werde. Aber der lebenslange Groll einer Fremden wäre ihm sicher.

Er mustert mich kühl.

Ich möchte ihm am liebsten gegen das Schienbein treten.

Ein ganzer Raum voller Gentlemen und ich erwische ausgerechnet den russischen Straßengangster.

Aber das ist nicht fair. Dieser Kerl verhält sich tatsächlich wie ein perfekter Gentleman, unabhängig von seinem rauen Äußeren.

Was nicht heißt, dass ich nicht glaube, dass er verdammt gefährlich ist.

Ich vertrete eine der größten italienischen Mafiafamilien. Ich weiß es besser, als charmant mit sicher zu verwechseln. Ich sollte mit Gretchen darüber sprechen, diesem Kerl die Mitgliedschaft im Black Light zu entziehen.

Allerdings zieht sich mir bei diesem Gedanken der Magen zusammen. Er hat nichts falsch gemacht. Und es gibt nichts, was mich glauben lässt, es würde dazu kommen. Trotzdem, ich bin mir sicher, er ist so gut in all dem, weil er jede Art von Folter perfektioniert hat.

Auf der anderen Seite des Raumes schreit eine Frau plötzlich, „Das ist kein Alkohol! Gib es mir zurück!“

Ich kann sehen, wie einer der Sicherheitstypen im Club ihr eine Wasserflasche abnimmt. Ihr Dom führt sie zur Bar. Hoffentlich nicht, um ihr mehr Alkohol zu kaufen.

„Willst du was trinken?“, fragt mein Dom höflich, als ob wir auf einem Date wären.

Mein erster Instinkt ist es, abzulehnen, weil meine Schutzschilde wieder hochgefahren sind, aber ehrlich gesagt würde mir ein Glas Rotwein dabei helfen, mich zu entspannen.

Ich nicke steif. „Ja, bitte.“

Er legt seinen Arm um meine Taille, seine Handfläche liegt leicht auf der oberen Wölbung meiner Pobacke.

Wenn das hier eine Verabredung wäre, würde ich diese Hand wegschieben, aber mein Körper steht noch immer in Flammen und die Berührung fühlt sich gut an. Mein Körper hat keine Ahnung, dass ich diesen Mann weder mag, noch ihm vertraue.

An der Bar spricht der Dom der Frau mit dem Alkohol leise mit ihr, bietet ihr eine Flasche Wasser an.

Ich bestelle einen Merlot. Master R fragt nach Wasser.

Er bleibt eng bei mir, schiebt mich gegen die Bar, eine Hand weiterhin auf meiner Taille. Jetzt, wo wir uns so nah sind, kann ich sehen, dass seine schwarzen Jeans eine Designermarke ist. Sein T-Shirt ist weich und teuer. Er mag vielleicht angezogen sein wie ein Gangster, aber er hat Geld.

Also nicht aus den unteren Rängen der Bratwa.

Er sieht gut aus unter den ganzen Tattoos und Narben. Eisblaue Augen. Sandblondes kurzes Haar, das vorne ganz zerzaust ist. Seine Muskeln treten unter dem T-Shirt hervor. Ich muss gerade einen Eisprung haben, weil ich an nichts weiter denken kann als daran, wie es sich anfühlen würde, ihn auf mir zu spüren.

Wie hübsch unsere Babys aussehen würden.

Nicht, dass ich jemals einen Mann wie ihn als Vater meiner Kinder auswählen würde.

Ein Schmerz schießt durch mein Herz. Dieser verfluchte Jeffrey, der mir all die Jahre gestohlen hat, ohne sich jemals zu binden.

„Das hier ist ein Rebound“, sagt Master R und ich blicke erschrocken zu ihm auf. „Versuchst du, über jemanden hinwegzukommen?“

Ich dachte immer, ich wäre gut darin, die Menschen zu lesen, aber das ist wirklich unheimlich.

Mein Gesicht wird heiß. Ich nippe an meinem Rotwein und versuche, meine Fassung wiederzufinden. „Woran erkennst du das?“

Er fährt sanft mit seinem Daumen über meine Wange. „Eine Spur von Traurigkeit in deinen Augen. Wie unpassend dieser Ort für dich ist.“

Ich blinzle, versuche zu entscheiden, ob ich geschmeichelt oder beleidigt sein soll, dass er das Black Light als unpassend für mich hält.

„Wieso sagst du das?“

Er zuckt mit den Schultern und fährt mit seinen Lippen über die Seite meines Halses. Er riecht nach Seife und einem leichten Aftershave. Eine angenehme Mischung. „Du fühlst dich unwohl. Das hier ist nicht deine Szene. Du willst dominiert werden, aber nicht auf diese Art und Weise.“

Er hat nicht unrecht.

Ich trinke noch einen Schluck von meinem Wein. „Wie meinst du denn, dass ich dominiert werden will?“

Sein Grinsen wird wild. „Du willst, dass dir die Kontrolle abgenommen wird, damit du nicht mehr nachdenken oder recht haben musst. Davon hast du ohnehin schon genug. Du magst es vielleicht heftig, aber du musst dem Mann vertrauen können. Und so weit bist du mit mir noch nicht.“

Mir entgeht nicht, dass er noch nicht gesagt hat. Als ob er glauben würde, mich heute Nacht bis zu diesem Punkt zu bringen.

Die Erregung, die diese Vorstellung in meinem Körper hervorruft, sagt mir, dass er recht hat. Es würde mir gefallen. Und jetzt fantasiere ich darüber, mit ihm zusammen zu sein.

Aber heftig ist vermutlich nicht einfach nur eine Szene für ihn. Dieser Mann ist tatsächlich heftig.

Mein nächster Schluck verpasst meinen Mund und ich schütte mir den Wein wie ein Idiot über das Kinn.

Ohne innezuhalten, greift der Russe nach meinen Haaren und zieht mir den Kopf in den Nacken, legt meinen Hals frei. Dann leckt er mit kleinen Bewegungen seiner Zunge die Weintropfen von meiner Haut.

Meine Muschi zieht sich zusammen.

„W-woher weißt du so viel darüber, ein Dom zu sein?“

Ich kann mich nicht zurückhalten, den Angeklagten zu verhören.

Ein weiteres lässiges Schulterzucken. „Es gehört zu meinem Geschäft, zu wissen, was die Leute wollen. Was sie bereit sind, dafür zu zahlen.“

Ich kippe den letzten Schluck meines Weins hinunter und stelle das Glas auf der Bar ab. „Das möchte ich wetten.“

Er deutet auf mein Glas. „Noch einen?“

Ich schüttle den Kopf. Gretchen hat mir erklärt, dass im Black Light ein Limit von zwei alkoholischen Getränken gilt. Sie wollen nicht, dass die Leute hier im Rausch spielen, weshalb der Sub vorhin auch ihr heimlich eingeschmuggelter Alkohol weggenommen wurde.

„Ich würde dich gerne betrunken erleben“, bemerkt er.

Ich ziehe skeptisch die Augenbrauen hoch. „Warum?“

„Du verhältst dich sehr reserviert. Ich frage mich, was zum Vorschein kommt, wenn du dich gehen lassen würdest.“

Seine Worte treffen mich ein wenig zu sehr und es verunsichert mich, wie viel er in mir zu erkennen scheint. „Na ja, das wird nicht passieren“, sage ich ihm.

„Natürlich nicht.“ Immer willig, mir zuzustimmen. „Bereit für das nächste Spiel?“

Stur weigere ich mich, mich von der Stelle zu rühren. „Wirst du mir erlauben, zu kommen?“

Ich kann Belustigung in seinen Augen tanzen sehen. „Wir werden sehen, Kätzchen.“

Grr.

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