Ihr leidenschaftlicher Beschützer - Buchumschlag

Ihr leidenschaftlicher Beschützer

E.R. Knight

Bar None

KARA

Als Kara bei der Bar ankam, konnte sie es kaum erwarten, Max zu sehen.

Okay, sie konnte das Bild von Valeries ekliger Zunge in seinem Hals nicht vergessen.

Aber wenn sie eins über Max wusste, dann, dass er impulsiv war. Oft übermäßig impulsiv.

Er hatte sich einmal selbst als Schwamm bezeichnet, jemand, der alles aufsog, was das Leben ihm vor die Füße warf.

Vielleicht war Valerie gerade einfach der neuste Krempel, hoffte Kara.

Als sie die Bar betrat, war sie erleichtert zu sehen, dass es keine Absteige war. Es herrschte sogar eine gewisse Atmosphäre.

In Neonfarben getauchte Sitznischen, speckige Poster von alten B-Filmen und eine glitzernde Disco-Kugel an der Decke in der Mitte des Raumes.

Die 80er-Musik machte es unmöglich, beim Gehen nicht zu wippen, was Kara auch tat, während sie nach Max Ausschau hielt.

Hm. Kein Zeichen von ihm.

Sie wollte schon ihr Handy rausholen und ihm texten, da entdeckte sie jemanden, der sich über die Bar beugte, das Gesicht im Dunkeln, und der Barkeeperin etwas ins Ohr flüsterte.

Die Barkeeperin, die um die Dreißig war und ein billiges Outfit trug, kicherte, als er sich wieder setzte.

Es war Max.

Er drehte sich um und deutete ihr mit einem Grinsen, dass sie zu ihm kommen sollte. Etwas in seinem Blick wirkte ein wenig … seltsam. Fast glasig.

„Da ist sie ja“, sagte er und warf ihr einen Arm um den Nacken. „Meine BFF kommt als Letzte!“

Als ihr Max‘ Geruch in die Nase stieg, musste sie ein bisschen würgen.

Er stank, als hätte er bereits seit Stunden getrunken. So attraktiv er auch aussah, sein Gestank war bestialisch.

Kara hatte nichts gegen Alkohol, aber der Kerl stank, als hätte er in Schnaps gebadet. Und so, wie er sie am Hals begrapschte, hatte er das vielleicht auch.

Sie genoss den Körperkontakt, den sie von Max sonst nicht gewohnt war. Oder machte er das nur, weil er betrunken war?

„Also, was willst du trinken?“

„Vodka-Soda, bitte“, sagte sie zu der Barkeeperin in der Hoffnung, sie würde sie nicht nach ihrem Ausweis fragen. Die Tussi sah aus, als würde sie es tun, doch Max warf ihr einen Blick zu, woraufhin sie nur mit den Schultern zuckte.

Puh.

Sein Nonstop-Flirten hatte auch seine Vorteile.

„Ich bin so froh, dass du gekommen bist, Kay“, sagte er leicht lallend. „Du siehst … du siehst …“

Er scannte sie von Kopf bis Fuß und Kara versteifte sich, unsicher, ob er ihr ein Kompliment machen würde. Sie hoffte es so sehr. Aber dann fing er an zu lachen.

„Du versuchst cool auszusehen, was?“

„Ehm“, sagte sie und spürte einen Stich, lachte aber mit. „So sehe ich doch immer aus.“

„Klar“, sagte er und knuffte sie in die Seite, „das stimmt nicht. Ich kenne dich doch. Schon seit, was, drei Jahren?“

Drei Jahre, in denen du mich nicht bemerkst, mich Kumpeline nennst und als Freundin abstempelst, dachte Kara. Doch stattdessen lachte sie gezwungen und nickte.

„Richtig. Drei super Jahre.“

Die Barkeeperin reichte ihr den Drink und sie stieß mit Max an, der sein Bier auf ex trank und mit einem Nicken direkt das nächste bestellte.

Krass, hatte der heute Abend aber einen guten Zug drauf. Warum?

„Also, worüber wolltest du mit mir sprechen, hm?“, fragte er und rülpste.

Kara widerstand dem Drang, die Nase zu rümpfen.

Jede Sekunde, die sie bis jetzt in der Bar mit Max verbracht hatte, ließ ihr Bild von ihm immer … unrealistischer erscheinen.

War Max einfach ihre Vorstellung von „Mr Right“ gewesen, weil er immer da gewesen war? Weil er sie so gut kannte?

„Nun“, sagte sie, unsicher, wie sie anfangen sollte. „Ich wollte mit dir über … uns sprechen. Und ob …“

Ob wir jemals zusammen sein können?

Sie wusste die Worte, aber nicht, wie sie sie aussprechen sollte.

Vor allem in diesem Moment, in dem er der neuen Bierflasche, die vor ihn gestellt wurde, mehr Aufmerksamkeit schenkte als ihr.

Gerade, als sie es trotzdem sagen, es sich von der Seele sprechen wollte, hörte sie eine unangenehme Stimme hinter sich.

„Was soll das denn, Max?“

Kara fuhr herum und erblickte Valerie. Sie trug ein rotes Minikleid mit High Heels. Ihr glänzendes Haar fiel ihr wellenartig über den Rücken. Sie war so sexy, dass Kara neben ihr wie ein graues Mäuschen aussah.

Und sie war wütend. „Warum ist die hier? Du hast gesagt, nur du und ich!“

Dasselbe hat er auch zu mir gesagt, dachte Kara. Aber sie wusste nicht mehr, was sie sagen sollte. Die ganze Situation verwandelte sich in einen Albtraum.

Sie schnappte sich ihre Tasche und stand auf, bereit zu gehen.

„Hey, warte kurz“, sagte Max und hielt sie am Arm fest. „Ladys, wir drei können uns doch vertragen, oder?“

Kara blickte auf Max‘ weiche, manikürte Hand auf ihrem nackten Arm hinunter. Sie hätte eigentlich Schmetterlinge oder einen elektrischen Schlag oder was auch immer fühlen sollen, wenn man verliebt ist.

Aber sie spürte – nichts.

Nichts, das sich so anfühlte, wie als Adam mit seinen rauen Fingern ihre Arme gestreift hatte …

„Los, Kay, Val“, drängte Max. „Setzt euch. Lasst uns drei Freunde sein.“

Valerie warf ihr einen eisigen Blick zu, ging an ihr vorbei und setzte sich neben Max auf die andere Seite.

Sie fühlte sich eindeutig bedroht. Was bedeutete, dass Kara eine Chance hatte.

Aber wollte Kara die überhaupt?

ADAM

Was zur Hölle machte er hier?

Adam war sich klar, dass es hirnrissig war, sich in der Öffentlichkeit zu zeigen. Und dann auch noch in einer Bar.

Crawfords Jungs hingen immer in Schuppen wie diesem rum, auf der Suche nach Frischfleisch, das sie durch den Fleischwolf pressen konnten.

Der Ring.

Adam betrachtete seine abgeschürften Fingerknochen, die rauen Handflächen und die Schnitte, die gerade erst anfingen, zu heilen.

Dies waren noch nicht mal die schlimmsten Verletzungen aus einem Kampf.

Aber sie schmerzten immer noch wie Sau.

Er wollte mit diesem Leben nichts mehr zu tun haben, mit dieser grausamen Unterwelt, in der galt: Je mehr Blut du verspritzt, desto mehr Kohle kriegst du.

Er wollte da raus.

Diesmal für immer.

Was machte er also in einer Bar, wenn er eigentlich untertauchen sollte?

Auf sie aufpassen, das machte er.

Kara redete mit einem Typen. Irgend so ein Zwerg mit einem albernen Lächeln, der seine dreckigen Pfoten nicht von ihr lassen konnte. Von ihr und so ‘ner Tussi.

An dem funkelnden Blick von diesem besoffenen Ficker konnte Adam erkennen, worauf er aus war.

Er dachte, er könnte die beiden Mädels zu einem Dreier überreden.

Der Vollidiot.

Es war eindeutig, dass sich die beiden nicht ausstehen konnten. Und Kara war nicht diese Sorte Frau.

Auch wenn Adam sie kaum kannte, spürte er eine Art Unschuld von ihr ausgehen.

Was schwachsinnig schien, wenn sie tatsächlich dachte, dass Typen wie dieser „Max“ – er hatte sie ihn so nennen hören – es wert waren, Zeit mit ihnen zu verbringen.

Aus der Ecke in der Bar belauschte er ihre Unterhaltung und wurde mit jeder Sekunde wütender.

Diesem Max musste mal jemand Benehmen beibringen.

Klar, Adam redete auch gern. Aber er hatte nie versucht, ein Mädchen zu etwas zu überreden, was es nicht wollte. Was – seinem endlosen Gebrabbel nach – dieser Fucker gerade tat.

„… wisst ihr, Mädels“, lallte er. „Ich bin offen für alles. Ich erweitere den Horizont meiner Freunde gerne. Bringe sie dazu, was Neues auszuprobieren. Val hier hat gesagt, dass sie dabei ist, was ist mit dir, Kara?“

„Was? Was meinst du?“, fragte sie unschuldig und wirkte verwirrt.

„Willst du mit Max ficken?“, platzte Valerie mit verschränkten Armen heraus. „Das meint er.“

„Was?“, rief Kara. „Ehm … wir sind beste Freunde. Ich …“

„Bitte, Kay“, sagte Max und beugte sich zu ihr vor. „Wir wissen beide, dass du seit Jahren in mich verliebt bist. Deswegen wolltest du doch mit mir reden, oder? Um mir deine Liebe zu gestehen?“

Dieses ARSCHLOCH! Adam wollte ihm sein selbstgefälliges Grinsen aus der Fresse schlagen.

Max brach in schallendes Gelächter aus und Valerie, die dumme Bitch, lachte mit.

Kara sah aus, als würde sie in sich zusammenfallen, als würde sie immer kleiner werden.

Adam hielt es nicht länger aus. Er war kurz davor, diesem Motherfucker Max eine Lektion zu erteilen. Er ballte die Hände zu Fäusten. Sie zitterten.

„Kay, dafür brauchst du dich nicht zu schämen“, fuhr Max fort. „Auch wenn du nicht mein Typ bist. Auch wenn du immer noch Jungfrau bist –“

Eine Jungfrau!? Adam war geschockt. Er hatte gewusst, dass sie unschuldig war. Aber nicht so unschuldig. Aus irgendeinem Grund jedoch mochte er sie dafür nur noch mehr.

Diese Frau war keine schnelle Nummer. Sie war eine Königin. Eine Frau aus Fleisch und Blut, die nicht nur heiß, sondern auch schlagfertig und clever und …

Er konnte es nicht glauben, wie Max über sie sprach. Adam musste diesem Ficker einen Einlauf verpassen.

Kurz bevor er aufstehen und ihm die Schnauze polieren wollte, stand Kara auf.

Was sie als Nächstes sagte, verblüffte ihn.

KARA

Noch nie im Leben hatte Kara sich so gedemütigt gefühlt.

Zuerst hatte sie weinen wollen. Doch je länger Adam geredet hatte, desto mehr war ihr anfängliches Selbstmitleid in schiere Wut übergegangen.

Jetzt war sie aufgestanden und schlug zurück.

Der Mann, von dem sie die ganze Zeit gedacht hatte, er sei ihr „Mr Right“, konnte nicht falscher für sie sein.

„Weißt du was, Max?“, sagte sie. „Du hast recht. Ich bin nicht dein Typ. Ich bin zu gut für dich.“

Max hörte auf zu trinken. Sein Lächeln gefror und er starrte sie ungläubig an. Aber Kara fing gerade erst an.

„Ich kann nicht glauben, dass ich meine Zeit mit jemandem verschwendet habe, der so kindisch und armselig ist wie du“, sagte sie. „Du hast sie verdient.“

Sie deutete auf Valerie, die nur spöttisch grinste.

Kara fuhr fort. „Solche, die sich an Typen wie dich heranschmeißen, Typen, die nur eine Pussy suchen, die sie hin und wieder ficken können.“

Sie wollte sich schon umdrehen und aus der Bar marschieren, als ihr noch eine Sache einfiel, die sie loswerden wollte.

„Oh ja, Valerie?“, sagte sie zu der anderen. „Mir tut Gerald leid. Unglaublich, dass er es so lange mit so einem untreuen Flittchen wie dir aushält.“

Valerie wurde bleich und öffnete und schloss ihren Mund wie ein Fisch auf dem Trockenen.

Damit marschierte Kara, erhobenen Hauptes, aus der Bar und bemerkte nur aus dem Augenwinkel, wie ein Paar eisblaue Augen ihr folgten.

Aber sie hatte keine Zeit, ihnen Beachtung zu schenken. Das Adrenalin hatte das Ruder übernommen. Sie wusste nicht, was sie jetzt tun sollte.

***

Nachdem sie mehrmals um den Block gegangen war, um wieder runterzukommen und die Tränen zu trocknen, ging Kara zurück nach Hause. Sie war schwach und verletzt und hoffte, dass Megan noch wach war.

Ihr Magen knurrte und ihr wurde klar, dass sie noch nichts gegessen hatte. Vielleicht würde es noch Reste geben.

Doch statt Megan stand Adam am Herd, als sie nach Hause kam. Ihr Gesicht verfinsterte sich.

„Hast du kein eigenes Leben?“, zischte sie. „Was machst du noch hier?“

„Du musst Hunger haben“, sagte Adam unbeeindruckt. Er schaufelte eine Portion Nudeln auf einen Teller und stellte ihn auf den Esstisch. „Halt die Klappe und iss.“

Kara war überrascht.

Zwischen seinem unhöflichen Ton und seinen Handlungen lagen Welten. Und sie war am Verhungern. Und die Pasta duftete köstlich.

Also tat sie, wie ihr befohlen, und setzte sich Adam gegenüber hin, der sich auch einen Teller serviert hatte. Für ein paar Minuten aßen sie schweigend.

Sie bemerkte, dass ihre Hand aus lauter Wut und Herzschmerz immer noch zitterte und versuchte, es vor Adam zu verheimlichen.

„Geht’s dir gut?“, fragte er so lieb wie nie zuvor.

„Als ob dich das interessiert“, sagte sie, um ihm nicht die Genugtuung zu geben.

Es fühlte sich gut an, fies zu sein. Ohne Grund gemein zu sein, einfach, weil sie es konnte.

Auch wenn Adam seltsamerweise gerade sehr … süß war.

Plötzlich stand er auf. „Komm her.“

Kara erstarrte.

Sie hatte vergessen, wie groß, wie kräftig er war. Unter seinem T-Shirt wölbten sich die Armmuskeln. Und seine eisblauen Augen forderten Aufmerksamkeit.

„Warum?“, fragte sie. „Was willst du?“

„Ich sagte, komm her, kleiner Rabe.“

Nach der Begegnung mit Max war Zeit mit einem anderen Mann zu verbringen das Letzte, was sie wollte. Aber in dem Moment mit Adam vergaß sie das direkt wieder.

Sie stand auf. Aber anstatt zu tun, was er gefordert hatte, nahm sie ihren Teller und ging zur Spüle, um ihn abzuspülen.

Als das kühle Wasser über ihre Hände floss, spürte sie die Hitze in ihrem gesamten Körper.

Das war Adams Wirkung auf sie. Keine Frage.

„Dreh dich um“, knurrte er.

Er stand direkt hinter ihr. Sie versteifte sich. Aber sie drehte sich langsam um.

Der Blick in seinen Augen war ein Blick, den sie noch nie zuvor gesehen hatte.

Abwehrend und einladend, hungrig und gleichgültig, animalisch und menschlich.

„Du kannst mir so oft aus dem Weg gehen, wie du willst, aber du kannst nicht leugnen, was du willst.“

„Und was will ich?“, hauchte sie.

Er presste seinen Körper gegen ihren, so dass sie seine Erektion an ihrem Bein spürte. Ihre Augen drehten sich unfreiwillig nach oben.

Kein Mann war ihr jemals so nahegekommen. Sie war eingeklemmt, ihm komplett ausgeliefert, und genoss insgeheim jede Sekunde.

Oh Gott. Was passierte mit ihr?

Megan schlief wahrscheinlich nebenan. Und dieser Kerl war ihr Cousin!

Kara konnte es nicht zulassen, dass ihre Bedürfnisse ihren Verstand ausschalteten.

„Du bist nicht der Richtige für mich“, sagte sie. Aber ihr Körper schrie das Gegenteil.

„Sag mir, dass ich aufhören soll, und ich hör auf“, sagte er und streifte mit dem Daumen zärtlich über ihre Unterlippe.

Sie wollte an ihm saugen, ihn beißen, sich ihm hingeben und sich von ihm nehmen lassen. Sofort und mitten in der Küche.

Wieder spürte sie seine ganze Männlichkeit gegen sich pulsieren und damit flog ihr Verstand aus dem Fenster.

Sie wollte es.

Sie brauchte es.

Aber ausgerechnet mit Adam?

Wollte sie der Verführung wirklich nachgeben?

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