Vom Alpha entführt - Buchumschlag

Vom Alpha entführt

Annie Whipple

Kapitel 2

BELLE

„Was?” Ich sah Grayson wieder an.

„Gehst du geschäftlich nach Paris oder machst du Urlaub?”

Oh, stimmt. Ich hatte fast vergessen, wo ich war. Ich wurde wieder nervös, als ich mich daran erinnerte, dass das Flugzeug wahrscheinlich bald abheben würde.

„Oh, ähm, weder noch, schätze ich. Ich besuche meine Mutter und ihren Mann.”

Ich muss eine Grimasse geschnitten haben, denn Grayson fragte: „Und du freust dich nicht darauf, deine Mutter und ihren Mann zu sehen?”

Ich schüttelte den Kopf.

„Nein, nicht, seit sie meinen kranken Vater und mich allein gelassen hat, um mit ihrem reichen Liebhaber nach Paris durchzubrennen und ihn zu heiraten“, hörte ich mich sagen.

Ich hielt inne. Ich kann nicht glauben, dass ich das gerade gesagt habe.

Ich hatte niemandem von meiner Mutter erzählt, und jetzt hatte ich das einfach vor einem Unbekannten ausgeplaudert.

Ich sah ihn an. Er trug einen nachdenklichen Gesichtsausdruck.

„Tut mir leid. Ich weiß nicht, warum ich das gesagt habe. Ich schwöre, ich bin keine verrückte Person, die ihrem Sitznachbarn im Flugzeug ihre ganze Lebensgeschichte erzählt.“

Grayson sah mir tief in die Augen – fast, als würde er nach etwas suchen –, griff nach der Armlehne zwischen uns und klappte sie nach oben, damit sie keine Barriere zwischen uns mehr darstellte. Ich verfolgte seine Bewegungen aufmerksam.

„Ähm … Was machst du da?”

„Sch …”, sagte Grayson. Er griff nach meiner Hüfte, welche sich schon in seine Richtung lehnte, und zog mich näher, bis mein Knie seines berührte.

Diese kostbaren Funken rannten mir wieder über den ganzen Körper, als seine Hände den Weg unter mein T-Shirt und auf meinen unteren Rücken fanden, wo er mit seinem Daumen beruhigende Kreise zog.

Ein Hauchen erklang tief aus meiner Kehle. Seine andere Hand umfasste mein Gesicht.

„Jetzt musst du dir um nichts mehr Sorgen machen“, flüsterte Grayson. „Ich passe auf dich auf.” Er lehnte sich herunter, bis seine Lippen mein Ohr berührten. „Du gehörst mir.”

Ich lehnte mich zurück, damit ich ihm in die Augen sehen konnte. „Was meinst du damit?”

Er grinste. „Ich meine …” Sein Daumen berührte meine Unterlippe und ich keuchte.

„Alles” – er küsste mein Augenlid – „an” – er küsste mein anderes Augenlid – „dir” – meinen Nasenrücken – „gehört mir.“ Endlich trafen seine Lippen auf meine.

Meine Augen schlossen sich, als er mich küsste. Das war ein euphorisches Gefühl, wie Feuerwerk und Explosionen. Meine Hände wanderten zu seinen riesigen, muskulösen Schultern und drückten sie.

Ich stieß ein sanftes Stöhnen aus.

Ich konnte an meinen Lippen fühlen, dass er lächelte, und hielt für eine Sekunde inne. Nein, nicht lächeln. Wenn er lächelt, würde er vielleicht aufhören, mich zu küssen, und das wollte ich wirklich nicht.

Ohne meine Lippen von seinen zu nehmen, setzte ich mich auf meine Knie und lehnte meine Brust gegen ihn, wobei ich die Funken genoss, die überall da auftauchten, wo unsere Körper sich berührten.

Meine Hände wanderten in seine Haare und zogen sein Gesicht näher an meines.

Er stöhnte zustimmend.

Plötzlich packte er mich kräftig an der Hüfte und hob mich auf seinen Schoß, sodass meine Knie sich links und rechts von ihm befanden. Ich drückte meine Brust gegen seine und er vertiefte unseren Kuss, indem er seine Zunge in meinen Mund stieß.

Seine Hände massierten meine Hüften und rutschten dann unter mein Oberteil, um meine Taille zu umfassen, wobei seine Daumen den Bügel meines BHs berührten.

Oh mein Gott, ist es hier drin heiß?

Jemand räusperte sich neben uns und in diesem Moment schien es, als würde in meinem Kopf ein Schalter umgelegt: Plötzlich war ich mir bewusst, was wir da machten.

Ich zuckte zurück, aber Grayson festigte seinen Griff und hielt mich auf seinem Schoß fest.

Ich sah die Flugbegleiterin an, die neben uns stand.

„Entschuldigung, aber ich muss Sie bitten, auf Ihren Platz zurückzukehren und sich anzuschnallen. Das Flugzeug hebt gleich ab.”

Ich nickte schnell und fühlte, wie sich mein Gesicht erhitzte. Ich versuchte, von Graysons Schoß zu klettern, und zum Glück ließ er mich diesmal gehen. Ich setzte mich auf meinen Platz und schnallte mich schnell an.

Die Flugbegleiterin sah zu, wie auch Grayson seinen Gurt anlegte, nickte dann und ging weg.

Oh mein Gott. Oh mein Gott. Oh mein Gott.

Ich legte meine Hände auf mein Gesicht, um meine brennenden Wangen abzukühlen.

Ich kann nicht glauben, dass ich das gerade gemacht habe. Was stimmt nicht mit mir?

Das war mir so peinlich, dass ich Grayson nicht mal ansehen konnte. Ich hatte mich auf seinen Schoß gesetzt und mich an ihn gedrückt wie eine Nutte, die ihn anfleht, sie durchzunehmen.

„Hey, hey, hey”, hörte ich Grayson sagen. „Was ist los?” Er berührte meinen Arm.

Ich zog meinen Arm weg und ignorierte, wie sehr ich wollte, dass seine Hände mich weiter berührten.

„Fass mich nicht an”, fuhr ich ihn an.

Grayson ließ ein leises Knurren tief aus seiner Kehle erklingen. Als ich ihn ansah, trug er einen erbitterten Gesichtsausdruck.

Er biss die Zähne zusammen und atmete tief durch, wodurch sich seine Brust schnell hob und senkte. Ach ja, und seine Augen waren pechschwarz. Seine Pupillen, seine Iris und das Weiße in seinen Augen waren komplett schwarz.

Ich keuchte und rutschte auf meinem Sitz zurück, bis ich mit dem Rücken an die Wand hinter mir stieß.

„Oh mein Gott. Deine Augen.”

Seine Augen weiteten sich und dann schloss er sie ruckartig. Er nahm einen tiefen Atemzug und als er seine Augen wieder öffnete, waren sie wieder normal.

Ich wurde verrückt. Das war die einzige logische Erklärung. Der Tod meines Vaters und die Angst davor, meine Mutter wiederzusehen, brachten mich langsam um den Verstand.

„Tut mir leid”, sagte er. „Es ist nur … du kannst mir nicht sagen, dass ich dich nicht anfassen darf.”

Mein Herz schlug schneller. Vielleicht war er der Verrückte. „Was soll das heißen?”

Er lehnte sich vor und hatte einen intensiven Blick in seinen Augen.

„Oh, Schatz, hast du das schon vergessen?” Seine Hand umschloss mein Knie und rieb mein Bein.

„Du gehörst mir, weißt du noch?”

Ich kochte vor Wut. Das war jetzt das dritte Mal, dass er mich als sein Eigentum bezeichnet hatte. Was glaubte dieser Typ eigentlich, wer er ist?

Klar, er sah gut aus. Ich hatte mich an ihn rangemacht und war total von ihm angezogen, aber das hieß nicht, dass ich ihm gehöre. Ich gehörte mir selbst. Ich gehörte sonst niemandem.

Und ganz bestimmt gehörte ich nicht irgendeinem Mann, den ich gerade erst getroffen hatte und der noch nie etwas von persönlichen Grenzen gehört hatte.

Ich öffnete den Mund, um ihm die Meinung zu sagen, hielt aber inne, als ich plötzlich fühlte, wie sich das Flugzeug bewegte.

Ich muss den Teil, in dem sie erklären, wo die Notausgänge sind und wie man sich anschnallt, komplett verpasst haben.

Das war wahrscheinlich am besten so: Das hätte mich nur nervös gemacht.

Als das Flugzeug an Geschwindigkeit aufnahm, schlug mir das Herz gegen den Brustkorb und meine Hände fingen an zu zittern. Ich griff nach Graysons Hand, die immer noch zwischen meinen Beinen eingeklemmt war, und drückte die Augen zu.

Ich versuchte, tief durchzuatmen und mich zu beruhigen, aber die Luft kam ich schnellen, keuchenden Atemzügen heraus.

Oh mein Gott … Hyperventiliere ich?

„Belle”, hörte ich Grayson sagen. „Belle, Schatz, was ist los?” Ich spürte, wie seine Hand meine Schulter ergriff.

Ich schüttelte panisch den Kopf und konnte meine Stimme nicht finden. Ich hatte Angst, dass ich weine, wenn ich versuche zu sprechen.

„Belle” sagte Graysons Stimme zu mir. Diesmal klang er ruhiger.

„Sieh mich an, Belle. Du musst mich ansehen, Schönheit. Lass mich diese schönen blauen Augen sehen.”

Ich schüttelte wieder den Kopf. Das Flugzeug machte einen Sprung, als es sich vom Boden abhob. Ich stieß ein Wimmern aus und drückte mich stärker gegen die Wand.

„Belle, ich schwöre bei Gott, wenn du mich nicht ansiehst, küsse ich dich wieder, und wer weiß, wozu das führt …”

Hat er das wirklich gesagt? Ich stand im Grunde kurz davor, einen Herzinfarkt zu bekommen, und er drohte mir mit einem Kuss?

Ich öffnete die Augen. Graysons Gesicht war etwa 30 Zentimeter von meinem entfernt. Er lächelte.

„Da sind diese schönen Augen.”

Meine Atmung verlangsamte sich ein wenig. Er war so unglaublich schön. Wie konnte jemand nur so gut aussehen?

Und charmant sein, und süß, und beruhigend, und so ein guter Küsser …

Das Flugzeug wackelte plötzlich wieder – diesmal härter – und die meisten Passagiere keuchten.

Die Stimme des Piloten erklang über die Lautsprecher, er entschuldigte sich für die Turbulenzen und erklärte, dass das Wetter schlechter als erwartet sei.

Ich schaute aus dem Fenster und sah, dass es in Strömen regnete und der Himmel von Blitzen erfüllt war.

„Oh mein Gott, ich werde sterben”, sagte ich. Ich zitterte am ganzen Körper.

Das Flugzeug wackelte wieder, diesmal genau in dem Moment, als ein ohrenbetäubendes Donnergrollen von draußen erklang. Ich stieß einen verängstigten Schrei aus und Tränen strömten mir aus den Augen.

„Belle, Schatz, komm her”, sagte Grayson aufgewühlt. Ich sah ihn an und bemerkte, dass er den Arm ausstreckte und mich einlud, mich an ihn zu lehnen.

„Was?”, fragte ich zittrig. „N-n-nein!”

Irgendetwas umgriff meine Hand kräftiger. Ich sah nach unten und bemerkte, dass ich seine Hand nun mit beiden Händen festhielt. Ich ließ schnell los und drückte mich von ihm weg.

Warum will ich diesen Typen ständig anfassen?

Er fuhr sich mit einer Hand durch die Haare, als er zusah, wie ich in Panik geriet. Er sah aus, als hätte er Schmerzen. „Bitte, Belle, lass mich dir einfach helfen.”

Ich griff nach der Wand hinter mir, in der Hoffnung, dass sie meinen zitternden Körper ruhigstellen könnte. „Wie?”

Bevor ich eine Antwort bekommen konnte, wurde das Flugzeug von einem lauten Donnern durchgeschüttelt, und ich hätte schwören können, dass uns ein greller Blitz getroffen hat. Leute schrien, als Taschen aus den Gepäckfächern fielen.

Ich schrie lauthals auf und bedeckte mein Gesicht mit meinen Händen.

„Oh mein Gott. Oh mein Gott. Oh mein Gott”, schluchzte ich. Das war mein schlimmster Albtraum.

„Belle”, sagte Grayson. Seine Stimme war klarer als zuvor und plötzlich verstummten alle Geräusche. „Sieh mich an.”

Als stünde ich unter seiner Kontrolle, löste ich meine Hände von meinem Gesicht und sah Grayson an. Seine Augen waren wieder schwarz.

Jetzt war es nicht mehr furchteinflößend. Jetzt war es beruhigend.

„Komm her“, sagte er laut.

Ich nickte und sprang praktisch in seine Brust, soweit es mein Gurt zuließ. Ich schlang meine Arme um seine Brust und umklammerte mit meinen Fäusten sein Shirt.

Er legte auch seine Arme um mich und hob mein T-Shirt an, sodass seine nackte Haut meinen Rücken und meinen Bauch berührte.

„Was machst du da?”, fragte ich und zitterte bei dem Gefühl seiner Haut auf meiner und der köstlichen Funken, die entlang meiner Wirbelsäule auf- und abwanderten.

Ich spürte, wie er an meinem Haar roch. „Tut mir leid, ich weiß, dass das für dich komisch sein muss. Es ist nur so, dass du umso ruhiger wirst, je mehr sich unsere Haut berührt.“

Er entfernte meine Arme von seiner Brust und für einen kurzen Augenblick war ich enttäuscht. Aber dann hob er sein Shirt an und schlang meine Arme wieder um sich, so wie sie es zuvor getan hatten.

Ich konnte seine Bauchmuskeln fühlen …

„Siehst du? Das ist besser, oder? Es hilft dir, wenn du mich berührst.“ Ich spürte, wie er mich auf den Kopf küsste.

Er hatte recht. Ich konnte fühlen, wie sich mein Puls verlangsamte und meine Nerven beruhigten. „Wie kann das sein?“, fragte ich. Ich war unglaublich verwirrt.

Was geht hier vor sich?

Bevor er antworten konnte, ertönte erneut Donnergrollen. Ich wimmerte und drückte mein Gesicht so tief in seine Brust wie ich konnte.

Seine Arme legten sich fester um mich und seine Hände massierten meinen Rücken.

„Pst, Kleines. Entspann dich für mich …”, flüsterte er, wobei sein Mund mein Ohr berührte. Ich spürte, wie sich meine Schultern langsam entspannten. Seine Stimme war so sanft und beruhigend – es war, als hätte er Zauberkräfte.

Ich hätte alles getan, was er mir sagt, solange ich nur weiter seine Stimme hören kann.

„Geht doch. So sehe ich es gerne.”

Erneut wurde das Flugzeug durch Donnergrollen geschaukelt. Ich presste mein Gesicht gegen seine Brust und keuchte.

„Nein”, sagte er. „Mach das nicht.” Seine Lippen drückten sich auf mein Ohr und hinterließen einen Kuss.

„Konzentriere dich auf meine Stimme. Alles, was du hören kannst, ist meine Stimme, Schatz.“ Er hinterließ eine Spur von Küssen auf meinem Hals.

Er hatte recht. Die anderen Geräusche verstummten wieder. Die weinenden Babys, die schreienden Passagiere, das Donnergrollen, der peitschende Regen – alles verstummte.

Alles, was übrigblieb, waren er und ich.

„Du kannst nur noch meine Stimme hören. Nicht wahr?”

Ich nickte.

„Gut. Atme langsamer.”

Meine Atmung wechselte von schnellen, flachen Zügen zu langsamen, tiefen Seufzern.

„Gutes Mädchen.“ Seine Lippen bewegten sich weiter über meinen Hals. „Hab keine Angst. Ich beschütze dich. Ich passe auf dich auf.”

Seine Küsse fühlten sich magisch an. Seine Stimme war Magie. Alles an ihm war Magie. Ich war nicht mehr in einem Flugzeug. Ich war nirgends mehr.

Es gab nur Grayson und mich – seine Arme um mich geschlungen, seine Lippen auf meiner Haut. Ich war ruhig.

Und dann fanden seine Lippen eine Stelle auf meinem Hals, die ein Feuer durch meinen Körper schickte. Ich keuchte.

Grayson lächelte gegen meine Haut. „Hmm …” Er fing an, an der Stelle zu saugen und mit der Zunge über meine Haut zu fahren, was mir ein Kitzeln bis in die Fußzehen bescherte.

Seine Finger gruben sich in meine Taille und ich konnte fühlen, wie sich etwas in mir aufbaute – ein Gefühl, das ich seit langer Zeit nicht gefühlt hatte.

Mein ganzer Körper zitterte und ich neigte meinen Körper zur Seite, um ihm einen besseren Zugang zu ermöglichen. Sein tiefes Kichern vibrierte durch meinen Körper.

„Hmm … Das gefällt dir, nicht wahr?”, flüsterte er gegen meine Haut.

Ich konnte nicht mal antworten. Ich fühlte mich, als stünde ich unter Drogen. Alles bewegte sich so langsam.

Ich stieß einen tiefen Atemzug aus, der sich mehr wie ein Wimmern anhörte, weil er aufgehört hatte, mich zu küssen. Ich wusste nicht genau, was ich wollte, aber ich brauchte mehr – mehr von irgendetwas, von dem ich wusste, dass Grayson es mir geben konnte.

Ich neigte meinen Kopf weiter, in der Hoffnung, dass er mich weiter küssen würde.

„Ich weiß, meine Schöne, ich weiß. Aber nicht hier. Nicht jetzt.” Er gab mir noch einen Kuss auf diese Stelle. „Aber ich verspreche dir, dass ich dich zu der Meinen mache. Bald.“

Ich verstand nicht, was er damit meinte. Deshalb rutschte ich einfach näher an ihn und atmete seinen göttlichen Duft ein. Was für ein Parfüm trägt er?

„So ist es gut”, sagte er. „Ich bin hier und du bist sicher. Dir wird nie wieder etwas Schlechtes passieren. Wir werden uns gemeinsam das allerbeste Leben aufbauen. Ich lasse dich nie gehen.“

Was hat er da gerade gesagt?

„Aber fürs Erste”, sagte er, „musst du dich ausruhen.”

Ich sah zu ihm auf. Seine Augen waren noch immer schwarz.

„Schlaf.”

Und meine Welt wurde schwarz.

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