The Barbarian (German) - Buchumschlag

The Barbarian (German)

G.M. Marks

Kapitel 2

Mocks Hände waren noch immer blutverschmiert, als die Paleskin-Kämpfer sich ihnen näherten.

"Wie viele?"

"Sechzig, beritten, vielleicht mehr", antwortete Beltho.

Mock robbte über den Boden und schob sich mit den Ellbogen vorwärts. Er ließ sich neben Beltho nieder, stieß das lange Gras zur Seite und blinzelte.

Brustpanzer glitzerten. Schilde schimmerten. Die Helme blitzten. Hier und da leuchteten rot-weiße Uniformen auf. Eine beeindruckende Streitmacht, so schön wie Jungfrauen in ihren bunten Kleidern und Feiglingstrachten.

Mock grub seine Finger in die Erde. Aber lass mich sie nackt wie Babys schälen und das matschige rosa Fleisch darunter sehen.

Mock leckte sich über die Lippen. "Ist das alles?"

"Sie tun es uns Mann für Mann gleich."

"Du irrst dich. Wir sind die Quarthi. Sie sind die Paleskins. Ein Mann von uns ist zwei von ihnen wert."

Er richtete sich vor den Augen des Feindes in voller Größe auf. Beltho schaute ihn misstrauisch an, dann tat er dasselbe.

Obwohl sein Blick nicht so scharf war wie der von Beltho, stellte sich Mock vor, wie sich die hübschen Helme, einer nach dem anderen, in seine Richtung drehten.

Das ist richtig. Sieh mich an. Den großen Mock zu sehen, bedeutet, dem fleischgewordenen Tod ins Auge zu blicken. Komm zu mir, wenn du dich traust.

***

Das Feuer loderte. Rauch waberte. Blut floss. Und die Schreie. So viel Geschrei.

Grinda erwachte mit einem Schreck in der stillen Dunkelheit der kleinen Hütte ihrer Familie.

Direkt vor dem Fenster muhte die Kuh. Irgendwo in der Ferne blökten die Schafe. Das leise Atmen ihrer Familie erfüllte den Raum.

Aber mehr nicht.

"Gott sei mir gnädig", flüsterte sie in die Dunkelheit und wischte sich eine Schweißperle weg, die an ihrem Ohr herunterrann. Ihr Hemd klebte an ihren Beinen und war zwischen ihre Brüste gerutscht.

Sie versuchte, es etwas zu lüften, aber die Luft war so dick vor Feuchtigkeit, dass sie nur noch mehr schwitzte.

Sie schloss die Augen und versuchte, ruhiger zu atmen. Es ergab keinen Sinn, das Unbekannte zu fürchten.

Es war die zweite Morgendämmerung. Die Barbaren waren wahrscheinlich schon tot und Lord Tristons tapfere Ritter hatten ihre stinkenden Kadaver angezündet.

Sie schnupperte an der Luft und wollte, dass es wahr ist, aber alles, was sie roch, war Schweiß und Kuh. Dummes Mädchen. Sie sind meilenweit entfernt.

Grinda drehte sich um und starrte auf die kleinen Hügel, die Körper ihrer Familie: Mutter, Vater, Kye, Mathew, Dillon, Billy, Jacob und der kleine Edwin. Sie wiederholte ihre Namen immer und immer wieder in ihrem Kopf.

Sie drehte sich wieder um. Bilder dieser abscheulichen Männer blitzten vor ihren Augen auf, die ihre Familie mit feuchten Lippen und spitzen Zähnen einen nach dem anderen verschlangen.

Jeder hatte schon von den Legenden über die Wilden gehört, die einst das Land Toth durchstreiften.

"Man sagt, sie trugen die Häute ihrer gefallenen Feinde", hatte Bella ihr einmal erzählt.

"Und dass sie ihr Blut tranken", fügte Eva hinzu.

"Es heißt, sie haben sogar ihr Fleisch gegessen, bis auf die Knochen."

"Dann haben sie an ihnen genagt und das Mark ausgesaugt."

"Und was sie ihren Frauen angetan haben, darüber darf man gar nicht nachdenken."

Grinda zitterte in der Hitze.

Der nächste Tag brach heiß und hell an. Ihr üblicher Weg zum Brunnen fühlte sich schwieriger als je zuvor an. Sie stolperte über ihre eigenen Füße.

Auf dem Hinweg klapperten die leeren Eimer, auf dem Rückweg schwappten sie heftig über.

Alle paar Minuten schaute sie sich um und hielt Ausschau nach einer Horde blutrünstiger Wilder in ihren blutgetränkten Mänteln, die darauf warteten, ihr die Kehle durchzuschneiden.

Sie blickte auf den schwarzen Wald im Süden, hinter dem das Kraken-Meer wie ein Diamant weit in der Ferne glitzerte.

Dann nach Osten, wo die sieben frostigen Gipfel der Windy Mountains hoch in den Himmel ragten – kahl und kalt vor dem strahlenden Blau.

Grinda weinte fast bei dem Gedanken an den Schnee und sehnte sich nach seiner glühenden Berührung.

Dann war da noch der Westen, wo sich über den weiten Ebenen aus wogendem Gras das große Königreich Fairmont erhob.

Sie konnte es natürlich nicht sehen, weil es so weit weg war, aber sie konnte es sich vorstellen: eine weiße Perle am Sommerhimmel, wehende Fahnen, Wälle, Türme und Tore.

Eine uneinnehmbare Festung. Hinter diesen hohen, undurchdringlichen Mauern wäre es sicher.

Und schließlich der Norden. Der Norden. Grinda blieb stehen und starrte. Man munkelte, dass die letzten Stämme der menschenfressenden Barbaren immer noch dort lebten, tief in den wilden, schwarzen Wäldern.

Dieses Gebiet war sehr gefährlich, voll von saugenden Sümpfen, schwarzer Magie, unheimlichen Kreaturen und so viel Dunkelheit und Bösem, dass nur die mutigsten Ritter es wagten, es zu betreten.

Wagten, es zu betreten – und dabei umkamen.

Wie konnte Vater da keine Angst haben? Grinda eilte zum Brunnen.

***

Die Dorfkapelle war leer, aber sie war hell und einladend.

Das Licht fiel durch die Fenster und spielte mit den bunten Wandteppichen und der goldenen Schärpe des Altars. Die Heiligen schauten von ihren steinernen Sockeln aus zu.

Und an der hinteren Wand blickte Christus von seinem goldenen Kreuz aus traurig auf sie herab. Das Kreuz war so aufgestellt, dass es das Sonnenlicht einfing und wie ein Juwel leuchtete.

Grinda betrachtete es einen Moment, dann wippte sie mit dem Kopf und bekreuzigte sich, bevor sie sich in eine der Kirchenbänke setzte. Sie senkte den Kopf und betete.

Die kleine Kapelle war immer eine Quelle des Trostes gewesen. Sie suchte diese Steinmauern so oft auf, dass sie zu einem zweiten Zuhause geworden waren.

Das Leben im Dorf Quay war hart und sie hatte viele Sünden begangen. Als Kind humpelte sie oft hierher, nachdem sie von ihrem Vater ausgepeitscht worden war.

Wenn ihre Brüder sie hänselten, rannte sie weinend hier her. Wenn sie hungrig war, half ihr das Gebet, die Schmerzen zu lindern.

Als sie älter wurde, waren ihre Besuche nicht weniger häufig, aber die Gründe dafür ganz andere: Schuldgefühle wegen ihrer neugierigen Augen, Absolution für Lügen und Tratsch, Orientierungshilfe wegen ihrer Unzufriedenheit.

Und jetzt war sie wieder hier, aber dieses Mal war sie sich nicht so sicher, ob sie finden würde, was sie brauchte.

"Meine gute Tochter, wieder zurück?"

Grinda lächelte. Sie hatte gehofft, dass er hier sein würde. "Tut mir leid, Vater."

"Eine Entschuldigung? Es ist keine Entschuldigung nötig, das Haus des Herrn aufzusuchen."

Pater Joel lächelte zurück. Er war immer noch ein junger Mann in seinen frühen Dreißigern, mit kleinen Falten um Augen und Mund. Freundliche Linien, dachte sie, die eines Mannes, der gerne und viel lächelt.

Nicht wie Vater. Als Mädchen stellte sie sich oft vor, dass Pater Joel ihr wirklicher Vater wäre. Das war natürlich eine Sünde. Ein Kind muss seine Eltern immer wertschätzen. Ein weiterer Grund für ihre häufigen Besuche.

Er trug das einfache Gewand, das er immer trug. Seine Hände waren blass und glatt, die Nägel sauber und ordentlich geschnitten.

Er setzte sich neben sie und Grinda konnte nicht anders, als tief durchzuatmen.

Er roch süß und wunderbar, wie die holzige Schärfe der Kirchenbänke, wie der kehlige Most der Wandteppiche, wie die kühle, feuchte Dicke der Steinziegelwände.

Alles, was sie an der Kapelle liebte, war in diesem einfachen braunen Gewand und der blassen, reinen Haut verkörpert. Wie sehr sie sich danach sehnte, ihre Nase in den Nacken dieses warmen, weichen Halses zu drücken und nach Herzenslust durchzuatmen.

Ein weiterer Grund, warum sie so oft zu Besuch war.

"Du suchst meinen Rat?", fragte er.

"Bin ich so durchschaubar, Vater?"

"Du trägst dein Leid wie ein Esel zur Erntezeit. Was ist los mit dir?"

"Ich habe von den Barbaren gehört."

Sein Lächeln wurde schwächer. "Das habe ich auch."

Grinda wandte sich wieder dem Altar zu und küsste ihre verschränkten Hände, um das Zittern ihrer Lippen zu verbergen. "Ich fürchte sie."

"Das tue ich auch. Das tun wir alle."

"Hast du gehört, ob Lord Tristons Streitkräfte gesiegt haben?"

"Wir haben nichts gehört."

Stille trat ein, eine schmerzende, kalte Stille, die sich wie eisige Finger um Grindas Kehle legte. "Und was jetzt?" Sie starrte abwesend auf das Kreuz, das jetzt nur noch ein goldener Fleck war. Sie blinzelte.

"Es ist noch zu früh. Alles, was wir tun können, ist warten, beten und hoffen.

Die Finger schlossen sich um ihre Kehle. "Ich fürchte, ich habe nicht den Mut dazu."

Pater Joel legte ihr eine Hand auf die Schulter. Ein Hitzeschub brachte den eisigen Griff zum Schmelzen und ließ ihre Kehle anschwellen. Heiße Tränen flossen und sie zitterte. "Verzeiht mir, Pater", keuchte sie.

Warmer Atem an ihrer Wange, weiche Lippen auf ihrem Kopf. Es war ein väterlicher Kuss, ein Kuss des Trostes. "Vergiss nicht, auf wessen Seite du stehst. Wir werden siegen. Wir müssen. Hab Vertrauen in Gott."

Grinda schluckte ihre Tränen hinunter. "Ich werde es versuchen."

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