Moontochter - Buchumschlag

Moontochter

Nathalie Hooker

Kapitel zwei

Aurora

Frau Kala schickte mich nach Hause, damit ich mich umziehen und ein paar Stunden ausruhen konnte. Ich hatte ihr nicht von meiner Begegnung mit Alpha Wolfgang erzählt. Das hätte nur mehr Ärger als nötig bedeutet. Morgen Abend musste ich wieder zum Haus des Anführers. Die Gala würde nicht vor 21 Uhr beginnen. Ich dachte über Wolfgangs arrogantes Grinsen nach und wurde wütend.

Sollte ich überhaupt noch mal hingehen?

Als ich zu Hause ankam, wurde ich von dem unangenehmen Anblick meiner Stiefmutter begrüßt, die nackt herumlief.

"Igitt!", sagte ich laut, um ihre Aufmerksamkeit zu erregen. "Du weißt, dass diese Zimmer zwar für unsere Privatsphäre gemacht wurden, aber nicht, um völlig nackt im Haus herumzulaufen."

Ich drehte mich um und wartete darauf, dass sie sich etwas anziehen würde.

"Oh, das tut mir leid, Schatz. Ich habe dich nicht so früh zurückerwartet, ich komme gerade von einer Patrouille im südlichen Teil des Dorfes", antwortete sie lässig.

Meine Stiefmutter war eine Sucherin mit einem ausgeprägten Geruchssinn.

Gelegentlich beauftragte der Alpha sie mit einer Patrouille, um zu sehen, ob sie die Witterung der Einzelgänger aufnimmt, die sich in letzter Zeit an der Grenze herumtrieben.

"Wie auch immer." Ich verdrehte die Augen, ging dann direkt in mein Zimmer und warf mich aufs Bett.

Ich versuchte zu schlafen, aber es klappte einfach nicht, also stand ich auf und beschloss, wieder nach unten zu gehen, um das Abendessen vorzubereiten.

Als ich im ersten Stock ankam, bemerkte ich, dass ich ganz allein im Haus war. Montana musste wieder gegangen sein.

Ich zuckte mit den Schultern. "Umso besser."

Ich ging in die Küche und machte mir Nudeln, dann setzte ich mich vor den Fernseher und suchte nach einem Film. Mein Handy begann zu klingeln. Ich schaute nach unten und lächelte, als ich sah, dass es meine Freundin war.

"Hey, Em", antwortete ich, während ich weiter durch die Liste der Filme auf dem Fernseher scrollte.

"Wie lief es denn mit dem Putzen und den Vorbereitungen für die große Party?", fragte sie.

Ich zögerte und überlegte, ob ich Em davon erzählen sollte, was mit Alpha Wolfgang passiert war, entschied mich aber dagegen. Sie würde sich nur beschweren und sich darüber auslassen, wie heiß er ist. Alle Mädchen des Dorfes waren in ihn verknallt.

"Nervig. Dieser Ort ist riesig. Ich dachte schon, wir würden nie mit der Deko fertig." Ich stopfte mir eine Gabel voll Nudeln in den Mund, während ich sprach.

"Ach, das kann ich mir vorstellen. Wann geht es los?", fragte sie.

"Ich muss um 17:30 Uhr da sein. Das ganze Tohuwabohu beginnt um 20 Uhr."

"Weißt du schon, wann du Feierabend hast?", fragte sie.

"Nicht wirklich, aber ich bin mir sicher, dass es nicht vor Mitternacht sein wird."

"Tja ... das ist doof. Dann werde ich dir wohl morgen zum Geburtstag gratulieren müssen."

"Ja, sie haben mir befohlen, mein Handy zu Hause zu lassen, also werde ich keine SMS lesen können, bis ich zurück bin."

Emma knurrte. "Das ist scheiße."

Ich konnte mir ein Kichern nicht verkneifen.

Den Rest des Abends verbrachten wir mit Plaudern und Lachen. Ich merkte kaum, wie die Zeit verging. Schließlich schlief ich ein, und der nächste Tag verging wie im Flug. Mittlerweile befand ich mich auf dem Weg zum Haus des Anführers. Ich stellte mich an der Pforte vor und ging dann hinein. Drinnen angekommen, ging ich zu den Zimmern der Dienstmädchen, wo ich meine offizielle Uniform anzog.

Sie bestand aus einem weißen, bis oben geknöpftem Hemd mit langen Ärmeln, einer roten Fliege, einer schwarzen Hose mit hoher Taille und schwarzen High Heels.

Sobald wir angezogen waren, gingen alle Dienstmädchen in den Festsaal, wo das Licht gedimmt war. Jeder von uns nahm ein Tablett und machte sich bereit, die Gäste zu empfangen.

Frau Kala wies jeder von uns einen bestimmten Bereich der Tische zu, den wir im Auge behalten sollten, und wies uns dann an, uns an der Wand zu positionieren, die diesem Bereich am nächsten war.

Schon bald füllte sich der Raum mit Menschen, die alle in ihren teuersten Kleidern erschienen.

Die letzten, die eintraten, waren unsere Verbündeten, das Blaumond-Rudel aus dem Westen.

Ihr Alpha kam herein, zusammen mit seiner Tochter Tallulah Wilhelm. Sie war das schönste Mädchen, das ich je gesehen hatte.

Sie hatte langes, wunderschönes blondes Haar, sonnengebräunte Haut und strahlende, haselnussbraune Augen. Ihr ganzes Wesen strahlte Perfektion aus.

Nach ihnen kam der Gamma unseres Rudels, Remus Boman, der Ende zwanzig war. Er war Hand in Hand mit seiner Gefährtin Aspen unterwegs. Remus hatte dunkelbraunes Haar mit ein paar grauen Strähnen hier und da. Er hatte braune Augen und war einer der kleinsten Männer in unserem Dorf. Doch trotz seiner geringen Körpergröße war er nicht nur einer der klügsten im Rudel, sondern auch einer der stärksten.

Der nächste war der Beta, Maximus Barone. Er war groß, hatte aschblondes Haar und grüne Augen. Alle Mädchen waren verrückt nach ihm, obwohl er ein Frauenheld war. Er war der zweitstärkste im Rudel.

Zu guter Letzt betrat der Mann der Stunde die Halle: unser Alpha, Wolfgang Fortier Gagliardi. Wenn Mädels schon auf den Beta abfuhren, dann war er der wahre Frauenmagnet. Ich konnte nicht anders, als sein tolles Haar zu bewundern, das immer so wirkte, als wäre er gerade aus dem Bett gefallen, und die Augen so blau, dass sie wie Saphire leuchteten.

Jeder konnte die Muskeln sehen, die sich unter seiner Kleidung abzeichneten, und ich erinnerte mich daran, wie es sich angefühlt hatte, dagegen gedrückt zu werden ... Es war, als hätte ihn die Göttin selbst geschaffen.

Aber da gab es ein Problem … Dieser Mann wusste offenbar nicht, wie man lächelt oder nett ist.

Obwohl er umwerfend gut aussah, sorgte sein Grinsen in Kombination mit seiner starken Alpha-Aura dafür, dass die Leute vor ihm davonliefen.

Zumindest dachte ich das.

Sein Grinsen blitzte wieder in meinen Gedanken auf, aber ich schüttelte ihn ab.

Du bist hier, um zu arbeiten, nicht um zu träumen!

Die meiste Zeit sah man Wolfgang nur mit seinem Beta, der zufällig auch sein Jugendfreund war. Oder mit Tallulah, der Tochter eines anderen Alphas.

Für einen Moment trafen sich unsere Blicke – und sein intensiver Blick ließ mich wie angewurzelt stehen bleiben. Es war nur für den Bruchteil einer Sekunde, aber es reichte, um eine große Erregung in mir auszulösen. Als der Alpha seinen Platz eingenommen hatte, taten das auch alle anderen. Und die Party ging los.

Es ging alles superschnell vorbei. Ich war so sehr mit meinen Tischen beschäftigt, dass ich gar nicht merkte, wie die Zeit verging.

"Rory, Frau Karla braucht dich einen Moment in der Küche", sagte einer meiner Kollegen.

"Ich komme gleich", antwortete ich, während ich Geschirr abräumte und einige Sektflöten auffüllte.

Sobald ich den Küchenbereich betrat, wurde ich mit Konfetti beworfen.

"Happy Birthday, Aurora!", riefen alle. Eine wunderschöne Torte mit achtzehn Kerzen wurde vor mir aufgestellt.

"Meine Güte! Leute, das hättet ihr nicht tun müssen!", sagte ich und schaute ehrfürchtig auf die Torte.

"Ach, komm schon! Man wird ja nicht jeden Tag achtzehn", sagte einer der Köche.

"Ja, schon bald wirst du deine Wölfin hören. Dann kannst du dich verwandeln und ...", flötete Frau Karla und sah sich um, "deinen Gefährten finden!!"

Ich rollte mit den Augen und alle lachten.

Nachdem wir etwas Kuchen gegessen hatten, gingen wir alle zurück in den Saal, um mit unserer Arbeit fortzufahren.

Plötzlich hörte ich eine seltsame Stimme in meinem Kopf.

"Hallo, Aurora..." Sie war leise, aber klar.

Es war meine Wölfin. Sie war endlich aufgewacht.

"Ähm... hallo?", antwortete ich in meinem Kopf.

Sie kicherte und tauchte vor meinem geistigen Auge auf. Ihr Fell war weiß wie Schnee und ihre Augen violett.

"Es ist mir ein Vergnügen, dich kennenzulernen. Ich bin deine Wölfin. Mein Name ist Rhea", sagte sie und starrte mich an.

"Das Vergnügen ist ganz meinerseits, Rhea", antwortete ich. ~"Ich hoffe, wir kommen gut miteinander aus."~

Ich wurde unterbrochen, als plötzlich ein köstlicher Duft meine Nase erfüllte. Der Duft war eine Mischung aus Waldkiefer, Mandeln und Amber.

Er war fesselnd, fast so, als ob er mich anziehen würde. Auch Rhea nahm in wahr. Sie streckte ihre Nase hoch in den Himmel und schnupperte.

Dann sagte sie etwas, das mich zutiefst schockierte.

"Unser Gefährte ist hier. Ich kann ihn riechen."

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